Donnerstag, 28. Oktober 2010

Auf der Suche nach dem Fortschritt


In der letzten Zeit höre ich doch bisweilen dass unser Widerstand gegen das Immobilienprojekt Stuttgart21 uns ins Mittelalter zurück katapultieren würde. Die Chinesen würden über uns lachen und uns wirtschaftlich überflügeln. Wir verpassen die Zukunft, wenn wir uns gegen den Fortschritt stellen.

China ist uns wirklich in einigen Punkten überlegen. Der Staat hat die Presse viel besser im Griff, Großprojekte werden umgesetzt, nicht diskutiert, Demonstrationen werden gleich richtig klein geschlagen. Naja, im letzten Punkt holt die Mappusregierung ja auf. Vielleicht wird das ja noch was mit dem Fortschritt chinesischer Prägung.

Ich fliege da morgen mal hin und schau mir das an. Ich weiß nicht wie abgeschottet das Internet da ist, aber ich versuche mal von dort aus zu berichten.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Ich bin mal wieder in mich gegangen und habe festgestellt: Ich bin konservativ! Ich

Dienstag, 26. Oktober 2010

Geld verbrennen leicht gemacht


Schon mal davon geträumt im Säulengang des Königsbau zu stehen, mit Geld beregnet zu werden und dieses dann verbrennen zu müssen, bevor es auf dem Boden aufkommt? Nein? Hab ich auch noch nicht. Wem diese Phantasie jedoch zusagt , der kann das jetzt im „Stuttgart 21“-Spiel auf den iPhone virtuell erleben. Aber Obacht: Es regnet auch „... es stimmt aber auch“-Flyer, doch die muss man verschonen, sonst verliert man eines seiner drei neuen Herzen Europas. Hat man keines mehr, dann hat man den Anschluss an die Zukunft, äh ne, das Spiel verloren. Leider kann man keine Abkratzprämie kassieren oder das Geld anstelle zu verbrennen in die eigene Tasche schieben. Für Version 2 ist noch Entwicklungspotenzial.


http://www.stuttgart21-game.de/

P.S.: Inkonsequenterweise gibt es das Spiel für lau.

Erschienen auf brezel.me

Montag, 25. Oktober 2010

Tu IHN unten rein!



Letzten Samstag auf dem Schlossplatz: Große Veranstaltung der Freunde des geplanten Tiefbahnhofes. Um gegen die grün bebuttonte Gegnerschaft Flagge zu zeigen gab's auch Merchandise. Ein Shirt hat mich jedoch verwirrt: „Tu IHN unten rein! Stuttgart 21“. Wer ist „IHN“? Und meinen die hinten oder vorne?

Foto von Martin Anner

Erschienen auf brezel.me

Samstag, 23. Oktober 2010

Oben ohne im Leuze 21

[caption id="attachment_7729" align="aligncenter" width="420" caption="Bild gefunden bei facebook, veröffentlicht von Fridunanth Nocnarat"][/caption]

Was tun, wenn der neue Bahnhof fertig unter die Erde gebracht ist, aber die bis dahin neuen Magnetschwebebahnen partout nicht unter die Erde wollen? Bauruine 21? Nein! Wir bauen endlich ein mit Bundesmittel finanziertes Spaßbad im Westen der Republik. Mineralwasser gibt es zur Genüge. Die zusammengerechnet 17 gefühlten oberirdischen Bahnen des alten Leuzes wird keiner vermissen, denn die acht neuen Durchgangsbahnen im Leuze 21 lassen ein Drittel mehr Schwimmer zu! Dank sechs Meter Höhenunterschied ist die Gegenstromanlage gleich eingebaut. Das schummrige unterirdische Licht sorgt für angenehme Grottenstimmung: Wellness pur! Im Kinderbereich "Aqua Fun" sorgen Wasserwerfer für knüppeldick Spaß. Im hinteren Teil bekommt das alte Motto "oben ohne" gleich eine ganz neue Bedeutung. Ich pack schon mal die Badehose ein.

Bild gefunden bei facebook, veröffentlicht von Fridunanth Nocnarat


Artikel erschienen auf brezel.me

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Neues aus der Kesselküche: Stuttgarter Pflastersteinmus mit Birnenkompott

Neues aus der Kesselküche:


Heute wagen wir uns an einen Nachtisch mit knallharten Zutaten:


Kastanienmus:
200 frische Kastanien oder die Marrons cuits, bereits vorgegart und vakuumiert aus dem Gemüseregal
250 g Quark
3 EL Ahornsirup oder 70 g brauner Zucker
etwas Sahne
Kakaopulver

Birnenkompott:
2 Birnen (die auf dem Markt schon aromatisch riechen)
50 g Zucker
Wasser

[caption id="" align="aligncenter" width="320" caption="Kastanien gibt's im Schlossgarten und werden gerne von instrumentalisierten Kindern gesammelt. Das ist gefährlich und die Kastanien sind nicht sonderlich schmackhaft. "][/caption]

Die Kastanien werden mit einem großen Messer klein gehackt.




[caption id="" align="aligncenter" width="320" caption="Vorgegarte Kastanien lassen sich schwerer werfen, sind aber leichter zuzubereiten."][/caption]

Dann vermengt man diese mit 250 g Quark und etwas Sahne. Zum Süßen eignen sich Ahornsirup oder brauner Zucker.

[caption id="" align="aligncenter" width="320" caption="Weniger Bedrohlich: Pürierte Pflastersteine"][/caption]

Nun sollte eine feine Creme entstehen. Diese füllt man in kleine Schälchen und bestreut sie mit Kakaopulver.

[caption id="" align="aligncenter" width="212" caption="Mit Kakao bestreuen ist einfacher als durch den Kakao ziehen. "][/caption]

Beliebt bei Herrn Grube, aber doch etwas zu zäh für das Kompott: Die Abrissbirne

Nun werden die Birnenviertel auf das Mus gelegt.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Der überwachte Staat



Gewalttätige Chaoten greifen die Polizei an, die sich mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Tränengas wehren müssen - so hätten das einige am 30.9. gerne gehört. Zu dumm dass es ganz anders gelaufen ist. Aber die Wahrheit interessiert hier keinen, die Wahrheit wird gemacht. Die großen Medien bestimmen, wie das Geschehene interpretiert wird. Die öffentlich rechtlichen machen Personalpolitik nach Parteibuch, für die privaten gilt: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Und es ist nicht das Brot vom Leser.
Um besonders eindrückliche Bildbeweise zu bekommen hilft es natürlich ein paar Provokateure in die Reihen der Gegner einzuschleusen (siehe Hamburger Abendblatt). Bilder randalierender Staatsfeinde jagen den unbescholtenen Bürgern die nötige Angst ein um sie in die Arme einer Law-and-Order-Regierung zu treiben. So funktioniert die Diffamierung der andersdenkenden Masse auf der Straße, so wird Meinung gemacht, so wird Politik gemacht. Oder besser gesagt: wurde.

Die Rechnung ohne den Wirt
Dummerweise hatten die Demonstranten statt Pflastersteinen etwas viel gefährlicheres in den Händen: Kameras. Die Strategen hinter dem Übergriff am 30.9. haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In diesem Fall heißt der Wirt YouTube. Lange bevor PR-Berater die Chance hatten, das Geschehene umzudeuten war es schon online und drang ins öffentliche Bewusstsein ein. Behauptungen, die Demonstranten hätten Pflastersteine geworfen konnten nur noch hartgesottene Jünger der Regierung beeindrucken und mussten schnell zurück genommen werden. Plötzlich verschwanden Videos aus dem Internet, nur um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Das Netz vergisst nichts. Eine Hand voll Medien kann man beeinflussen, ein ganzes Netz davon nicht mehr.

Pandorische Büchse
Hier zeigt sich, dass die Politik-PR alter Schule den Zug verpasst hat. Ein Paradigmenwechsel hat sich vollzogen. Das Internet erzeugt eine digitale Öffentlichkeit, die sich weder kontrollieren noch unterdrücken lässt. Das Meinungsmonopol der großen Medien ist gebrochen. Die Staatsgewalt kann nicht mehr unbeobachtet eingreifen, wenn alles live im Netz übertragen wird. Statt dem orwellschen Überwachungsstaat haben wir den überwachten Staat. Kein Wunder, dass Diktaturen alles dran setzen, das Internet zu bekämpfen. Dafür ist es bei uns bereits zu spät. Pandora hat ihre Büchse bereits geöffnet.

Unterschiedliche Betrachtungswinkel
Im Gegensatz zu professionellen Medien erfüllen die unzähligen kleinen Kanäle keine journalistischen Standards. Sogenannte Bürgerjournalisten, die neue Publikationsmöglichkeiten wie Blogs nutzen sind selten ausgebildete Journalisten und erheben gar nicht erst den Anspruch auf Objektivität oder gesicherte Quellen. Doch wen interessieren qualitative Standards, wenn diese ebenso durch eine Meinung gefärbt sind und einer eigenen Agenda dienen? Ich habe heute die Möglichkeit über das Internet zwischen vielen offiziellen und inoffiziellen Kanälen zu vergleichen und mache mir dann ein Bild aus unterschiedlichen Betrachtungswinkeln. Dabei bemerke ich, wie weit die Interpretationen auseinander liegen. Wenn ich das Berichtete selbst erlebt habe, was in Stuttgart derzeit öfters passieren kann, dann erschrickt es mich, wie fern davon das öffentlich erzeugte Bild bisweilen ist. Als Medienkonsument muss ich selbst über die Glaubwürdigkeit verschiedener Medien urteilen. Und das geht heute besser durch Vergleichsmöglichkeiten.

Virale Kommunikation
Das Medium verändert den Konsumenten. Nicht jeder Medienkonsument produziert selbst Inhalte in dem er blogt, twittert oder Videos online stellt. Er gibt jedoch Informationen in sein digitales soziales Netzwerk weiter und kommentiert diese oft noch. Durch seine Wahl und seine Meinung wird der Nutzer zum Redakteur und Kommentator, trägt damit zur digitalen Öffentlichkeit bei. Das hat er früher am Stammtisch getan, der ist jetzt jedoch global vernetzt. Informationen können sich dadurch viral verbreiten. Und das ist nicht mehr steuerbar. Es gibt kein Information- und Meinungsmonopol mehr, Journalismus ist nicht mehr das, was er einmal war.

Digitale Öffentlichkeit
Die Kommunikation zwischen Regierung und Bürger muss und wird sich wandeln. Aber nicht nur eine größere Transparenz wird das Resultat dieses Wandels sein, es werden auch neue Techniken entwickelt werden, die digitale Öffentlichkeit zu manipulieren. PR-Agenturen spezialisieren sich zunehmend auf Social Media und nutzen dazu Techniken wie Astroturfing, dem Vortäuschen einer Bürgerbewegung im Netz. Ebenso wird der Astroturfingvorwurf genutzt, um Bürgerbewegungen zu diffamieren.Die digitale Öffentlichkeit ist das neue Schlachtfeld der Medien um die Meinungshoheit. Nur wer sich diese sich im konstanten Wandel befindende Welt versteht, kann in ihr erfolgreich kommunizieren und differenziert konsumieren. Wir befinden uns in einer Übergangszeit wo das alte Weltbild auf das neue stößt. Das diese Schlacht nicht nur im virtuellen Raum ausgefochten wird, hat uns der 30.9. im Stuttgarter Schlosspark gezeigt.

Quellen:


Der 30.9. und Stuttgart21 in den Medien:


Polizeieinsatz 30.9., Polizeiversion:
http://org.polizei-bwl.de/ppstuttgart/Seiten/Stuttgart21Video.aspx

Polizeigewalt in Stuttgart, YouTube:
http://www.youtube.com/results?search_query=stuttgart+polizeigewalt

Politiker Peter Hauk versucht, die Geschichte umzudeuten:
http://www.youtube.com/watch?v=ju3cCKqz9bg






Gewerkschaft der Polizei im SWR:
http://www.youtube.com/watch?v=4Lx0O0k1l9w

Stuttgart21 live ins Netz gestreamt von Gegnern:
http://www.cams21.de/

Bestzung und Räumung eines Hauses aus Besetzersicht, Mitschnitt eines Livestreams:
http://bambuser.com/channel/tilman36/broadcast/1094091

Kritischer Internetfersehsender zu Stuttgart21:
http://www.fluegel.tv/

Artikel über eingeschleuste Provokateure:
http://www.abendblatt.de/hamburg/article1665966/Wir-werden-von-der-Politik-verheizt-Polizisten-erzaehlen.html

Und dazu die taz:
http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/wie-scharfe-kampfhunde/

Neue Kommunikationsformen:


Bürgerjournalismus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzel-Journalismus

Virale Kommunikation (im Marketing):
http://de.wikipedia.org/wiki/Virales_Marketing

Grundlagen zur viralen Kommunikation: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Internet-Ph%C3%A4nomen
http://de.wikipedia.org/wiki/Mem

Definition Astroturfing:
http://de.wikipedia.org/wiki/Astroturfing

Astroturfing bei Stuttgart21:
http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-stuttgart-astroturfing-geheimkampf-um-botschaften-im-netz-1.1008550

Astroturfing der Atomlobby:
http://www.zeit.de/2008/17/Atomlobby


Antiastrosurfing:
http://www.thenewpr.com/wiki/pmwiki.php?pagename=AntiAstroturfing.HomePage

Freitag, 15. Oktober 2010

Der anonyme Kommentator

Diese Woche war ich sehr aufgewühlt weil etwas schlimmes passiert ist. Ich habe vom Tod eines Lesers meines Blogs und dem Brezelblog erfahren. Wenngleich der Kontakt stets anonym war, gewann man sich in den Untiefen der Kommentare doch sehr lieb. So wusste ich nicht, dass dieser Leser durch eine schwere Krankheit das Bett kaum noch verlassen konnte. Ein Angehöriger schrieb uns jedoch auch, dass unsere Geschichten eine der letzten großen Freuden des Lesers waren. Das haut mich zweimal um.

Einmal, weil ich jemanden verloren habe, den ich nur zwischen den Zeilen erkennen konnte. Doch was ich da erkannte deutete auf eine schlaue, herzliche, geistreiche liebevolle Person hin, der man eigentlich nur das Beste wünschen kann, die ich auch gerne mal näher kennen gelernt hätte.

Das zweite Mal haut mich um, dass wir es geschafft haben einen Menschen glücklich zu machen. Wenn man immer so vor sich hinschreibt überkommt ein doch manchmal die Frage nach dem Sinn und Zweck, unzählige Buchstaben und Bilder auf die Reise durchs Netz zu schicken. Das macht mich wiederum auch glücklich und ist Ansporn weiter zu schreiben.

Ich verzichte auf den üblichen Nachruf, da sich der Leser stets durch seine Anonymität ausgezeichnete. Ich möchte mir das aber trotzdem mal hier von der Seele schreiben, weil es mich sehr berührt.

Wer die Blogs aufmerksam verfolgt wird merken, welche Lücke dort jetzt klafft. Es liegt nun an uns, diese Lücke wieder zu füllen.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Der Kessel kocht: Flambiertes Pfefferspraysteak

Hier kommt unser erstes Rezept, passend zum 30.9.:

Originalbeitrag auf Der Kessel kocht

Flambiertes Pfefferspraysteak


Herzlich willkommen in der Kesselküche. Hungrig nach der Demo? Kein Problem!

Fallende Blätter und Bäume im Stadtpark sorgen für wohlige Herbststimmung. Die nimmt man sich an Besten mit nach Hause. Schnell noch ein paar Wurfkastanien für die Tischdeko im Park sammeln. Aber Obacht: Nicht von der Polizei erwischt werden, sonst gibt's Sprühregen.


 

[caption id="" align="alignnone" width="424" caption="Herbstlich dekoriert, die Wurfgeschosse stets griffbereit."]Herbstlich dekoriert, die Wurfgeschosse stets griffbereit.[/caption]

 

Heute gibt's flambiertes Pfefferspraysteak, Aber erst mal Zutaten besorgen:


Zutaten:
4 Filetsteaks
1 Zwiebel
1 EL grüner Pfeffer
3 EL Öl zum Braten
4 Msp- Salz
4 cl Cognac
Pfefferspray, wahlweise grob geschroteter Pfeffer

Nicht vergessen: Katze füttern! Sonst stiehlt sie das Fleisch vom Tisch.

 

[caption id="" align="alignnone" width="305" caption="Ist die Katze gesund, frisst sie der Hund."][/caption]

 

Die Steaks abwaschen und trocken tupfen. Ordentlich mit Pfefferspray reizen.

 

[caption id="" align="alignnone" width="282" caption="Pfefferspray verletzt das Fleisch nicht, es reizt es nur."][/caption]

 

Wenn kein Spray zur Hand, dann Pfefferkörner grob auf's Fleisch schroten.

 

[caption id="" align="alignnone" width="265" caption="Pfeffermühlen können, wenn ausreichend dimensioniert, auch der Deeskalation dienen."][/caption]

 

Zwiebel in kleine Würfel schneiden, dunkel anbraten und zur Seite stellen.

Steaks in sehr heißem Öl 2 Minuten auf jeder Seite anbraten und salzen.

 

[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Wer kein Blut sehen will muss das Fleisch länger anbraten."][/caption]

 

Zwiebel wieder zugeben und den grünen Pfeffer gleich dazu.

Nun den Cognac leicht erwärmen und auf die Steaks geben.

 

[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Den Cognac schon weggesoffen? Ein räudiger Schnaps aus Doras Sammlung brennt auch. "][/caption]

 

Das Ganze anzünden und ausbrennen lassen. Vorsicht: Kein Benzin ins Feuer gießen!

 

[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Der Cognac oder Ersatzschnaps sollte mindestens 40% Alkohol haben, sonst brennt er nicht. "][/caption]

 

Dazu passt hervorragend ein Demogratin, aber das ist bekanntlicherweiße manchmal etwas schwierig. Uns ist es misslungen, wir mussten es trotzdem essen. Wir hatten keine Wahl.

 

[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Demogratin can sometimes be a little bit difficult."][/caption]

 

 

[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Birgit hat mich, die Autorin, noch ein bisschen mit Pfefferspray deeskaliert. Jetzt muss ich sagen: Das Demogratin war vorzüglich."][/caption]

 

Widerstand geht durch den Magen.

Ich kann's nicht sein lassen und hab schon wieder einen neuen Blog ins Netz gestellt. Diesmal jedoch nicht alleine, sondern mit ein paar Freunden zusammen. Die Idee dazu ist gekommen, als wir nach einer Demo vom Hunger geplagt waren und uns dachten: Widerstand geht durch den Magen! Ein Kochblog mit Rezepten und Geschichten würde hoffentlich nicht nur uns Spaß machen, sondern auch anderen gefallen. Wir werden Gäste einladen die selbst kochen oder einfach nur mitessen und ihre Geschichte vom Widerstand erzählen.

Hier ist die Adresse: derkesselkocht.blogspot.com

www.facebook.com/derkesselkocht

Ich werde die Geschichten aus dem Blog auch hier nochmal veröffentlichen, aber im Originalblog sind sie schöner anzuschauen.

Hier stellen wir uns mal vor:

Widerstand geht durch den Magen.


Democracy can sometimes be a little bit difficult. Und hungrig macht sie auch, wenn man sein Grundrecht auf Versammlungs- sowie seine Meinungsfreiheit regelmäßig ausübt. Und das ist in Stuttgart ja gerade en vogue.

Widerstand geht durch den Magen, haben wir uns gedacht und uns zum Kochen getroffen. Wir haben passende Rezepte für Berufsdemonstranten und instrumentalisierte Kinder ausprobiert und stellen sie künftig in diesem Blog vor.Schon mal spicken, was als erstes kommt? Okay. Pfefferspraysteak, flambiert.

Guten Appetit und oben bleiben!
Birgit Neusser: Hat für alles ein Rezept. Wenn nicht, dann erfindet sie eben eins.


[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Jürgen Kern: Hat nicht nur eine beeindruckende Küchenutensieliensammlung, er kann auch mit ihr umgehen und besitzt auch einen atomstromfreien Herd."][/caption]

[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Martin Zentner: Hat vor 20 Jahren als Tellerwäscher angefangen, wartet noch drauf Millionär zu werden. Mit Schnappschüssen wird er das nicht."][/caption]

[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Dora Asemwald: Die Stuttgarter Blogette lässt gerne kochen und gibt dann ihren Senf dazu. Sie kann sehr gut Brezeln schmieren."][/caption]

[caption id="" align="alignnone" width="400" caption="Anton Katz:  Solange ihn niemand vom Tisch verjagt und der Napf voll ist hat er nichts gegen die Kochrunde einzuwenden. "][/caption]

[caption id="" align="alignnone" width="424" caption="Der Kessel Hat uns inspiriert, ist Namensgeber unseres Blogs."][/caption]

Samstag, 9. Oktober 2010

Das kleine Krokodil



Als ich angefangen hab aus meinem Leben zu schreiben hab ich politische Themen mal ganz außen vor gelassen. Ich muss ja nicht zu allem mein Senf dazugeben, dachte ich mir. Fälschlicherweise. Da ist wohl ein Wasserwerfer über die Senftube gerollt und der ganze Senf kam raus.

Wenn eine Stadt aus dem politischen Tiefschlaf gerissen wird wie es in Stuttgart geschehen ist, kann man sich ja dagegen kaum erwehren. Es sei denn man hat Tomaten auf den Augen und in den Ohren. Anfangs hab ich mich der Sache noch durchaus humorvoll angenommen, hab Löcher geplant und Lachgeschichten geschrieben. Doch mein alter Antagonist Ernst hat die Situation genutzt und mir den Witz geraubt. Fast. Ernst ist ein großer, düsterer Typ. Er ist der Komplize des kleinen Despoten, der vor kurzem die Macht in unserem Land an sich gerissen hat. Der wurde wahrscheinlich schon als Kind nicht richtig ernst genommen, drum hat er sich mit Ernst angefreundet und beschlossen eines Tages es allen zu zeigen. Wenn er erstmal oben wär, dann würden sie ihn fürchten, ihn endlich ernst nehmen, niemand würde mehr über ihn lachen. Plötzlich war er oben, alle fürchten ihn. Fast alle. Nicht jedoch die fröhliche bunte Truppe die vor seinem Palast aufmarschierte und ihm und seinen Hofstaat beim Mauscheln störte. Den wird das Lachen noch vergehen, dachte sich der kleine Despot und schickte seine wildesten Hunde auf die Meute los. Die bunte Truppe aber wehrte sich nicht (von ein paar Kastanien abgesehen), sie erduldete den Angriff. Sie floh nicht, sondern wurde immer größer und droht nun den Palast zu stürmen.

Dem kleinen Despot ist viel missglückt, aber eines hat er geschafft: Sein Verbündeter, der düstere Schatten Ernst, hat sich in die bunte Truppe eingeschlichen und verdirbt deren Seele. Wut, Trauer, Empörung, Hass und Verzweiflung haben Fuß in den Herzen jener gefasst, die ihre Machtlosigkeit gegenüber der Bande des Despoten zu spüren bekamen.

Genug der verkitschten, krummen Bilder. Ich hätte ja auch von Schnappus, dem kleinen Krokodil erzählen können dass sich wünscht eines Tages alle anderen Tiere im Zoo beißen zu können. Kann sich denn keine Prinzessin dazu erbarmen Schnappi zu küssen sodass er sich in eine Kröte verwandelt? Die ist noch kleiner und beißt nicht.

Ich bemerke wie die Wut mir meine Lebensfreude und somit meine Kraft raubt. Doch die brauch ich noch für den Tag an dem wir das kleine Krokodil zurück in sein Gehege jagen. Wenn wir wütend kämpfen dann spielen wir nach seinen Regeln. Und die kennt es besser. Wenn wir es wirklich treffen wollen müssen wir das treiben, was es fürchtet wie der Vampir den Knoblauch: Humor. So lange wir das kleine Krokodil nicht ernst nehmen und uns die Freude nicht rauben lassen haben wir die Chance, dass sich das Rumpelstilzchen selbst in den Boden rammt. Jetzt ist aber wirklich genug mit krummen Bildern.

Hier mein Plädoyer: Köpfe nicht hängen lassen. Empörung, Verzweiflung und Betroffenheit in eine Kiste stecken und ganz tief vergraben. Die Welt schaut auf uns mit Bewunderung ob unserer friedlichen Kreativität, und genau die ist es, die die schwarze Bande fürchtet.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Der neue Graben

[caption id="attachment_5897" align="aligncenter" width="640" caption="Freunde und Helfer für's Grobe: Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit"]Freunde und Helfer für's Grobe: Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit[/caption]

Überall zu lesen, und natürlich auch zu erleben: Durch die einst friedliche Stadt Stuttgart geht nun ein tiefer Graben. Auf der einen Seite die Befürworter des Großbauprojekts Stuttgart21, auf der anderen Seite dessen Gegner. Die einen glauben der Regierung, der Bahn und deren Gutachter, die anderen den Gegengutachtern, die die Fehler des Projekts anmahnen. Welche der beiden Seiten Recht hat liegt für beide Seiten natürlich klar auf der Hand, wird sich aber eigentlich erst in ferner Zukunft zeigen. Versuche, den Graben zu überbrücken scheiterten stets daran, dass kein Kompromiss zwischen beiden Seiten möglich ist. Entweder oder. K21 oder S21. Die einen demolieren, die anderen demonstrieren. Die einen blockieren, die anderen tragen sie wieder weg, im großen Ganzen friedlich, egal ob Protestler oder Polizist.

Staatsgewalt
Bis vor kurzem jedenfalls. Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) nennt sich jene Bande, die kastanienwerfenden Jugendlichen, langhaarigen Berufsdemonstranten und arbeitslosen Rentnern ein Lektion zum Thema "Staatsgewalt" lehrten. Moderner Medientechnik sei Dank, dass auch die Nichtanwesenden auf allen Kanälen miterleben konnten was einem widerfährt, wenn man sich dem Fortschritt entgegen stellt. Ein Bild entstand, welches nur schwer vereinbar mit den Idealen unserer Gesellschaft und unseres Rechtsstaates ist und somit einer bald erhofften Wiederwahl der Regierenden im Landtag im Wege steht. Es sei denn, man schafft es mit vereinten Kräften das Bild umzudrehen, die Opfer zu Tätern zu machen.







Der neue Graben
Hier verläuft der neue Graben, besser gesagt die tiefe Schlucht. Die einen betrachten die blutige Niederschlagung der Blockade (so nennt man es, wenn so etwas im Iran oder in China passiert) als ein Verbrechen, für welches die Schläger sowie jene, die sie geschickt haben zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Die anderen sehen im Verhalten der BFE Notwehr und die Notwendigkeit, einen demokratisch mit allen Mitteln juristischer Kunst durchgesetzten Beschluss umzusetzen. Die Kinder wären von ihren Eltern und Lehrern instrumentalisiert worden und als "lebendige Schutzschilde" gegen die gerechtfertigt gewalttätigen Einheiten gehetzt worden. So liest und hört man es jedenfalls in Kommentaren jener, die dem Ministerpräsident die Treue halten. Anstelle von Entschuldigungen oder Reue wird zum medialen Gegenschlag gerufen.

[caption id="attachment_5898" align="aligncenter" width="640" caption="Verboten: Auf Polizeiauto sitzen. Erlaubt: Knüppel ins Gesicht?"][/caption]

David gegen Goliath
Im Gegensatz zu den Gegnern waren außer den Polizisten wohl kaum Anhänger der Wasserwerferpolitik anwesend. Sie müssen darauf vertrauen wie MP Mappus die Situation für sie beurteilt. Ich war selbst dabei, muss mir also kein mediales Bild vom Geschehenen machen, hab mein eigenes: David gegen Goliath, nur dass David seine Schleuder zu Hause vergessen hatte. Ich versuch ja immer nachzuvollziehen, was in den Köpfen auf der anderen Seite des Grabens so vorgeht. Das hier kapier ich aber einfach nicht: Was treibt einen Menschen dazu, diesen staatlich verordneten Amoklauf gut zu heißen, die Schuld bei Eltern und Lehrern zu suchen? Bis vor kurzem dachte ich es gäbe einen gesellschaftlichen Konsens über Friede, Freude und Eierkuchen. Vielleicht bin ich aber doch eine zu naive Gutmenschin.

[caption id="attachment_5899" align="aligncenter" width="640" caption="Protestalltag: Die einen blockieren, die anderen tragen weg. Noch sind die Knüppel im Sack."][/caption]

In meiner Welt ist es unentschuldbar unbewaffnete (mal abgesehen von Wurfkastanien) Demonstranten durch den Einsatz exzessiven unmittelbaren Zwangs (Knüppel, Wasserwerfer, Reizgas, Fäuste) in die Flucht und in die Fresse zu schlagen. Der Mangel an Reue des Ministerpräsidenten lässt darauf schließen, dass er das zumindest billigend in Kauf genommen hat, es ihm eigentlich am Arsch vorbei geht solange es nicht seine Auge ist, das raushängt. Auf welchem Planet lebt eigentlich ein Mensch, der so etwas gut findet? Der ein Regime unterstützt, welches Politik mit dem Schlagstock durchsetzt? Nicht auf meinem.

Ich bin zu tiefst erschrocken, wie viele Bürger dem Geschwätz unserer Regierung Glauben schenken. Das ist noch viel schlimmer als mit anzusehen, wie Mappus versucht seinen Arsch zu retten. Über den Graben, der uns trennt will ich keine Brücke schlagen, sonst könnte jemand vom Gesindel der anderen Seite in meine Welt kommen.

Ich frage mal die Christen von der CDU: Wie vereinbart ihr die Lehre Jesu Christi mit dem Vorgehen im Park und an eurer Parteispitze? Schaut in eure eigenen Reihen und passt auf, dass man euch das C im Namen nicht aberkennt.

Samstag, 2. Oktober 2010

Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?



Ich geh ja ganz gern mal im Schlosspark spazieren, aber das ist ja jetzt nicht mehr ganz so sicher. Letzten Donnerstag bin ich da auf eine Bande schwarz gekleideter, vermummter Randalierer gestoßen die alles vermöbelt haben was sich ihnen in den Weg gestellt hat, egal ob jung oder alt. Ihre Kumpels in den gelben Westen haben dann alles was da so an Grünzeug rumstand zu Kleinholz verarbeitet. Irgendjemand hat wohl die Polizei gerufen, die hat aber auch nur doof zugeschaut. Ob Stuttgarts Ruf als sichere und kinderfreundliche Stadt so noch lange aufrecht erhalten werden kann, wag ich mal anzuzweifeln.

Wenn ich mich genau entsinne sieht man diese Typen auch immer auf jeder Demo. Wenn man sie fragt, warum sie da seien, antworten sie gerne mal: „Ich tu hier nur meine Arbeit.“. Jetzt ist alles klar: Hier handelt es sich um die oft beschworenen gewaltbereiten Berufsdemonstranten! Also, liebe Kinder, Rentner und andere Bürger. Gebt acht vor den schwarzen Männern und Frauen mit Helmen! Die sind bewaffnet und demonstrieren das auch gerne.

Zuvor erschienen auf brezel.me