Mittwoch, 25. Mai 2011

Spalter!



Wie bei vielen ist bei mir in der letzten Zeit – genau gesagt seit der Landtagswahl – die Protestfreude etwas eingeschlafen. Wir haben es nicht nur geschafft, die Laufzeitverlängerung eines störanfälligen Landesvaters abzuwenden, sondern sogar dessen Antipode ins Amt gewählt. Aber eine Altlast einer geistig im Wirtschaftswunder steckengebliebenen Regierung haben wir immer noch an der Backe hängen: Der Erdbahnhof namens Stuttgart 21, ein Größenwahnprojekt, dessen Nutzen jenseits unspezifischer Wachstumträume unüberschaubare Kosten entgegen stehen. Damit hat alles angefangen, das war der gemeinsame Nenner des Protestes, der sich in allgemeine Systemkritik ausgeweitet hat. Eine Schlichtung und viele Blockaden später hat sich am grundsätzlichen Problem nichts, am Widerstand jedoch einiges geändert.

Das Volk wurde anfangs laut, weil es keiner hören wollte. Mit kreativem Engagement breiter Schichten wurde so viel Rabatz gemacht, dass sich kein noch so ignoranter Politiker mehr davor verschließen konnte. Deutschlandweit wurde der Stuttgarter Bahnhof durch die Medien gejagt und hat vielen Politikern die Karriere versaut. Es schien, als hätte der Protest Erfolg gehabt. Hat er aber nicht. Der Bahnhof soll immer noch gebaut werden. Aber noch kann er gestoppt werden. Theoretisch auf jeden Fall. Ob es wirklich geht und mit welchen Mitteln ist eine kontroverse Frage, die einst vereinte Erdbahnhofsgegner heute entzweit. Ob Montagsdemos, Sitzblockaden, ziviler Widerstand, Parkbesetzung oder Schwabenstreich, die Mittel des Protests sind mannigfaltig. Doch welche davon heiligt der Zweck? Darüber könnte man diskutieren, streitet aber viel lieber.

Jeder hat sein eigenes Maß, ich kann hier nur von meinem sprechen. Ich frage mich zum Beispiel stets, wie ich reagieren würde wenn der politische Gegner das selbe täte. Tut er vielleicht sogar. Aber das rechtfertigt nicht, dass ich es ihm gleich tue. Wer „Lügenpack“ ruft, darf selbst nicht versuchen, die anderen zu täuschen. Wer Offenheit fordert, sollte nicht im Verborgenen mauscheln. Auch wenn es dem Zweck diente. Viel zu oft bemerke ich, dass die gefühlte moralische Überlegenheit als Rechtfertigung für fragwürdiges Handeln herhalten muss. Nur weil man sich im Recht wähnt, hat man nicht mehr Rechte. Man wird schnell selbst zu dem, wogegen man auf die Straße geht.

youtube=http://www.youtube.com/watch?v=7aBwSZTiqqI

Dabeisein ist alles
Ich halte es für notwendig, das eigene Handeln stets kritisch zu hinterfragen. Das schwächt nur auf den ersten Blick das Vertrauen in dessen Angemessenheit, aber nicht alle wagen einen zweiten Blick. Wer hinterfragt oder gar kritisiert, wird oft als Spalter beschimpft. Zweifel sind nicht erwünscht. Man befürchtet, dass die Bewegung dadurch Schaden nehmen könnte, denn nur gemeinsam sei man stark. Eine solche geschlossene Gesellschaft kann sehr stark sein. Religiöse Vereinigungen basieren darauf. Sie formulieren Dogmen und vertreten sie unreflektiert, aber standhaft. Klare Regeln geben Halt, Orientierung und Sicherheit, machen vermeintlich unangreifbar. Man ist Teil von etwas Größerem, einer Bewegung. Und es gibt nur zwei Möglichkeiten: Man ist aus vollem Herzen dabei oder man ist raus. Mangelnde Reflektion des eigenen Verhaltens lässt vergessen, worum es eigentlich geht. Dabeisein ist alles. Widerstand wird zum Selbstzweck.

Parolen und Rituale festigen das Gemeinschaftsgefühl, helfen dem Individuum in der Gruppe aufzugehen. Sie vereinheitlichen und zementieren Meinung, sind derer Vielfalt Feind. Hört sich schlimm an, ist jedoch notwendig wenn es darum geht, einen sichtbaren Widerstand zu formieren. Leider. Es ist ein schmaler Grat zwischen der Stärke geschlossener Reihen und der Freiheit der Gedanken. Es ist verlockend aber gefährlich sich als Teil eines Größeren mitreißen zu lassen. Das Gefühl mit Zehntausenden durch die Straßen zu ziehen und mit der Vuvuzela dem einenden Feind entgegenzutröten ist berauschend – und macht mir Angst. Angst vor meiner eigenen Anfälligkeit in der Masse aufzugehen und mitzuschwimmen. Angst vor dem Gefühlstsunami, der über mich schwappt und mein kritisches Denken wegschwemmt. Alle Alarmglocken gehen an.

Schwindender Protest
Nicht alle haben ein solches Alarmsystem. Aus Widerstand wird Lebenssinn, Kritik ist nicht mehr erwünscht, Kommunikation mit Andersdenkenden wird zunehmend schwieriger. Es bedarf nicht vieler Fanatiker, um gemäßigtere Bahnhofsgegner zu vergrätzen. Und die bleiben dann fern, die Bewegung wird zur geschlossenen Gesellschaft. Nach außen scheint es, als ob der Widerstand verschwinden würde. Und das ist ein großer Irrtum. Nur weil viele Leute nicht mehr gegen das Großprojekt auf die Straße gehen, heißt das noch lange nicht, dass sie sich damit abgefunden haben. Und nicht alle wollen einen Bahnhof zu ihrem Lebensinhalt machen.

Ich freue mich, das Leute ihre Zeit und Energie in den Protest stecken, Gruppen bilden, Aktionen durchführen – solange diese nicht all zu tief in die Illegalität eintauchen und die Verantwortung für das Handeln getragen wird. Angst wird es mir nur, wenn es sektiererische Züge annimmt, der Protest zum Selbstzweck wird und Andersdenkende auch in den eigenen Reihen angefeindet werden. Es ist notwendig, die eigene Position aus einem anderen Blickwinkel zu hinterfragen, die eingeforderten ethischen Grundsätze auch an sich selbst anzulegen. Sonst verlieren wir das gemeinsame Ziel aus den Augen: Den Erdbahnhof zu verhindern.

Dienstag, 10. Mai 2011

Grundlos glücklich



Ich bin grad glücklich. Grundlos. Das ist auch gut so, denn wenn es einen Grund gibt, kann er meinem Glück wie ein Teppich unter den Füßen weggezogen werden.* Gründe sollte man nur für Unglück haben, denn die kann man beseitigen.

Gründe sind eh überbewertet, weil sie eine kausale Folge im Sinne von "wenn a dann b" implizieren. Das mag bei trivialen Dingen okay sein, so zum Beispiel: Wer auf den Elektrozaun pinkelt kriegt eine gewischt. Aua. Bei nichttrivialen Angelegenheiten sieht's schon anders aus. Wenn ich einen dummen Spruch klopp, dann lacht mein Gegenüber, oder ist sauer. Je nach Laune, denn: Was Launen hat, ist nichttrivial. Zum Beispiel Menschen und Tiere. Und manchmal auch Computer. Naja, eigentlich ist alles, was nicht durch die überschaubaren Naturgesetze abgebildet werden kann jenseits jener Trivialität, die Gründen ihre Daseinsberechtigung gibt. Der Versuch, mit einfacher Logik komplexe Systeme zu bändigen führt selten zu was. Wenn man also Gründe sucht, dann darf man nicht erwarten welche zu finden, die solche auch sind. Man findet höchstens Rechtfertigungen, und die sind verdammt subjektiv. Bin ich zum Beispiel glücklich, weil mir jemand ein Bier ausgegeben hat, dann darf ich nicht daraus schließen, dass ich deswegen glücklich sei. Sonst würde jedes mir ausgegebene Bier mich beglücken. Vom falschen ausgegeben geht es voll in die Hose. Erst recht weil ich eine Frau bin und somit extrem nichttrivial.

Es ist durchaus sinnvoll zu beobachten, unter welchen Umständen etwas passiert. Es ist jedoch sinnlos, daraus logische Schlüsse zu ziehen und vermeintliche Tatsachen in den Raum zu stellen. Was ich hier so schreibsel klingt trivial, ist es aber nicht. All zu oft versuchen Menschen mit vermeintlicher Logik kausale Zusammenhänge zu erfinden, die hanebüchen sind. Sie wollen einen damit unter dem Deckmantel unumwerfbarer Logik verbal in irgend jene Ecke drängen, die ihnen einen Vorteil verspricht. Man traut sich leider viel zu selten zu sagen: "Was du sagst klingt in sich schlüssig. Aber leider nur in sich, nicht für mich".

Ich bin es leid mich mit Argumentationsketten zu behängen, die jeglicher Basis entbehren. Logik ist ein ganz nettes Werkzeug, um einen gangbaren Weg zu suchen, mit dem man ein Problem lösen kann. Man sollte nur nicht der Versuchung erliegen, diesen Weg für den einzig wahren zu halten.

*Die Erkenntnis, das Gründe das Glück schmälern verdank ich Dagi.

Montag, 9. Mai 2011

ITFS Tag 3: Tote Kühe, Kinder und Hunde

Der dritte Teil des internationalen Wettbewerbs zeigt sich nicht zimperlich, der Tod scheint Leitthema zu sein.







Serge Avédikian: Chienne d’histoire (Barking Island), Frankreich 2010
Hundefreunde müssen schlucken als die Geschichte einer Hundeplage in Konstantinopel und deren „Endlösung“ gezeigt wird. Sehr schön illustriert.







Bill Plympton: The Cow who wanted to be a Hamburger, USA 2010
Als Bill Plympton über die endlosen Kuhweiden seiner Heimat fuhr, beobachtete er wie das liebe Vieh sich die Bäuche voll schlug, also wollten sie so schnell wie möglich ein ordentliches Steak abgeben. Sein Film handelt von einem Kalb, dass sich nicht sehnlicher wünscht, als ein Hamburger zu werden. So lange, bis es herausfindet, was da geschieht.

http://www.plymptoons.com/








Marc Riba, Anna Solanas: Les bessones del Carrer de Ponent, Spanien 2010
Eine Gruselgeschichte aus Barcelona für Kinder ist die Grundlage des Filmes, der von einem Zwillingspaar handelt, die Kinder entführen und essen.

[vimeo http://vimeo.com/20262614]

Mirai Mizue: Tatamp, Japan 2010
Kleine eigenartige Wesen und Formen, von Hand gezeichnet, bewegen sich über das weiße Blatt. Jedem dieser Wesen wird ein Geräusch zugeordnet, aus Einzeltönen entsteht Polyphonie, akkustisch wie visuell. Nach all dem Mord und Totschlag der letzten Filme eine willkommene Abwechslung.







http://www.youtube.com/user/mirai0714mizue

http://web.mac.com/mirai_mizue/iWeb/MIRAIwebsite/Enter.html

http://vimeo.com/user5743956







Martin Wallner, Stefan Leuchtenberg: A Lost and Found Box of Human Sensation, Deutschland 2010

Der nächste Film hat schon eine Menge Preise gewonnen. Er kann alles von 2D bis 3D, die beiden Jungs lassen es technisch richtig krachen. Extrem professionell für einen Studentenfilm. Er ist wie ein 7-Gänge-Menü, dass leider in einem Topf auf ein mal serviert wird und mit literweise Pathos übergossen ist. Schnell wird klar, dass es sich um eine autobiographische Geschichte handelt, was Martin Wallner im Anschluss auf die Vorstellung auch sofort bestätigt. Diese überzogene Zurschaustellung von Selbstmitleid und Sich-dabei-aber-ziemlich-Cool-Vorgekomme ist zu viel für mich. Selbst der Versuch am Schluss des Films, sich nicht dabei so ernst zu nehmen scheitert irgendwie kläglich. Da hilft auch kein visuelles Glutamat.

http://www.lostbox.de/







Ondrej Svadlena: Mrdrchain, Tschechische Republik/ Frankreich 2010
Wem die üblichen Splatter- und Horrorfilme zu trivial sind, dem sei dieser Film ans Herz gelegt. Wer solche Sachen träumt, sollte mal seine Psyche zum Kundendienst bringen.

http://www.ondrejsvadlena.com/



Alexandra Hetmerova: Swimming Pool, Tschechische Republik 2010
Wie der letzte Film auch tschechisch, aber genau das Gegenteil. Fröhlich, liebevoll, nett. Die Geschichte zweier ungewöhnlicher Stadtbewohner, die sich nachts beim heimlich baden treffen.

http://vimeo.com/hetmerova

[vimeo http://vimeo.com/5110874]

[vimeo http://vimeo.com/2265583]

Matray: Babioles, Frankreich 2010
Zum Schluss was lustiges: Ein kleiner Spielzeughase auf einer Mülldeponie reist in die große Stadt. Realfilm wird mit 3D-Animation vermischt. Sehr schönes Charakterdesign, komplett in Blender erstellt.

http://www.matray.org

Der dritte Tag war hartes Brot, Unmengen virtuelles Blut, Leid, Tod und dergleichen müssen verdaut werden. Ich frage mich bisweilen, was Menschen dazu treibt, Albträume zu verfilmen. Kriegt man da beim Machen nicht dauernd schlechte Laune und Depressionen? Oder hat man die schon und will ihnen damit Ausdruck verleihen? Ich mag das Düstere bisweilen auch gerne, ebenso wie eine gepflegte Melancholie. Aber irgendwann ist doch auch mal Schluss damit!

Teil 4 verspricht etwas freudiger zu sein ...

Samstag, 7. Mai 2011

Jenseits des Bosporus

Die Jungs vom Dora Asemwald Racing Team haben den Kontinent verlassen. Doch zuvor gab's großes Brimborium in Istanbul mit hohen Tieren und Les Mans-Start. Unter der Motorhaube haben sie Ravioli gekocht und das Zündschloss von Dora 3 hat gestreikt. Alte Autoknackertricks konnten das Problem umgehen. Aber lest am besten die Berichte der Abenteurer, die sie an mich geschickt haben:

Tag 5 …. Yaşa Fenerbahçe


In Summe hatten wir gestern endlich mal den ersehnten ruhigen Tag. Entsprechend haben wir es locker angegangen.

Unser Parc Ferme war tatsaechlich wie versprochen auf dem Hippodrom, einem Platz zwischen Hagia Sophia und Blauer Moschee. Fast das ganze Classement stand auf einem Platz vor beeindruckender Kulisse. Das hat wirklich Rennsportatmosphere verbreitet.

Sogar der Gouverneur von Istanbul nebst anderen offızıellen Vertretern hat sich die Ehre gegeben. Entsprechend war das Medienteresse wirklich enorm. Wir haben einige Kamerteams ausgemacht, darunter auch ein deutsches.

Besonderen Anklang beim türkischen Fernsehen hat unser Motorhauben-Sponsor Hot Mamas gefunden, oder vielmehr sein Logo. Gar keinen Anklang dagegen fand unsere Idee, einem Offiziellen von Fenerbahçe eine Hot Mamas-Sauce zum Fussballwimpel zu schenken (Teil einer Tagesaufgabe, gestern berichtet). Der Wachmann am Stadioneingang hat sie uns jedenfalls abgenommen. Entweder hat er es - korrekter Weise - als echten Knaller deklariert, oder es lag ebenfalls am Logo. Möge es zweimal brennen!

(Übrigens hab ıch gerade das Ö auf der Tastatur entdeckt. Allah sei gepriesen!)

Ausserdem haben wir ein Novum im Motorsport eingeführt. Beim Le Mans-Start an der Blauen Moschee haben wir unterwegs unseren Kaeptn verloren. Aber der ıst ja nicht auf den Kopf gefallen und ist die erste Rennetappe zur Bosporus-Faehre einfach bei einem anderem Team mitgetrampt. Peinlich nur, dass er so vor uns angekommen ist :)
Damit ıst der Europaeische Teil der Rallye offiziell beendet. Asien, wir kommen!
Naechstes Ziel war das Stadion von Fenerbahçe. Eigentlich haetten wir dort einem offiziellen Vetreter des Clubs die von uns mühsam eınstudierte Fanhymne vortragen sollen. Das ist leider ausgefallen, da ausserplanmaessig ein Spiel 'Türkische Allstars' gegen 'Formel 1' veranstaltet wurde. Gesehen haben wir dann einen lahmen Kick zwischen irgend welchen Rentnern gegen vermutlich irgend welche Mechaniker. Gekannt haben wir jedenfalls niemanden.

Nach dem Spiel haben wir uns dann auch prompt mal im asiatischen Teil Istanbuls verfahren. Darin haben wir ja Übung. Trotzdem haben wir es noch auf die letzte Faehre geschafft.

Den Abend haben wir in gemütlicher Runde in einem netten kleinen Lokal beendet. Dort durften wir unseren Fansong doch noch vorbringen, mit Inbrunst, für unseren neuen Freund Emre. Das hat uns auch wirklich grossen Beifall eingebracht, des Nachts um zwei.
Istanbul ist wirklich eine sensatıonelle Stadt. Besucht es!
Fuer heute steht Ankara auf dem Programm. Und dort muessen wir gleich am abend noch Aufgaben loesen. Also druecken wir nach dem Fruehstueck gleich wieder auf das Pedal. Vorausgesetzt wir finden unsere Autos, die stehen naemlich irgendwo in Asien.

Tag 6 … eine kurze Geschichte von fast allem


Eigentlich hatten wir uns alle vorgestellt, daß das Abenteuer ab Asien beginnt; andere Kultur, anderer Verkehr, andere Strassen.
Tatsächlich hat der Tag unspektakulär begonnen. Wir haben per Fähre erneut auf die
asiatische Seite Instanbuls übergesetzt, unsere Autos sofort gefunden und uns - unglaublich aber wahr - ohne größere Verfahrer direkt auf die - im übrigen sehr gute - Strasse nach Ankara begeben.
Bis dahin völlig unspektakulär, doch dann haben unsere Doras gekocht. Nicht die Kühler, sondern die Krümmer. Und zwar eine Dose Ravioli pro Fahrzeug. Der Funkverkehr hat sich dann auch dramatisch verändert. Statt Tankstopps und Wegbesprechungen gab's Mitteilungen wie "im Auto riecht's nach Tomate" und "ich hatte vorher so ein komisches Geräusch, die sind fertig". Insgesamt hat's gut geklappt, die Kochzeit kann man optimieren. Aber wir haben ja noch drei Dosen Linsen zum üben....
Wenn unsere Süssen jetzt noch Kaffee kochen könnten ...

In Ankara sind wir gesättigt angekommen. Aufgabe: auf die Burg, Teetrinken, Foto und Stempel mit der Chefin der Burggastronomie und gut. Dachten wir. Unterwegs hat uns Team 19 gebeten, den Autodoktoren (der Sender VOX begleitet für seine Sendung die Rallye) Bescheid zu geben, dass ihre Wasserpumpe nicht mehr geht. Wir haben die Nachricht brav überbracht. Anstatt zu helfen haben sie dann gefühlt einen Monumentalfilm über die Überbringung der Botschaft
gedreht. Wir haben folgendes gelernt: a) drehe nie den Rücken in die Kamera und b) die Autodoktoren sind Panne! Dafür ist Team 55 vielleicht bald im Fernsehen :)

[caption id="attachment_714" align="alignleft" width="300" caption="Hippodrom in Ankara"][/caption]

Danach war das gesamte Classement zu Gast auf dem Hippodrom in Ankara. Alle Teams waren da, wir haben gegrillt, Freunde getroffen und viel Spass gehabt. Beinahe .....
Direkt nach dem Einparken in Schlafposition hat das Zündschloss von Dora 3 seinen Geist aufgegeben. Mit eingerastetem Lenkradschloss. Endgültig. Was mit einem Anruf "Bringt noch ein Paar Sixpacks mit für die Typen, die beim Reparieren von Dora 3 helfen, hat sich als Operation am offenen Herzen herausgestellt. Falls man mit einer Wasserpumpenzange und roher Gewalt operiert. Nach drei Stunden harter und unglaublicher Arbeit beim Schein einer Taschenlampe hatten wir zwar kein Armaturenbrett und keine Mittelkonsolenverkleidung mehr, dafür war Dora neu verkabelt. Gestartet wird Dora jetzt mit zwei Bananensteckern ... wie im Film.
Team 17, Ihr seid unsere Helden, ganz im Ernst, wir hatten die Karre abgeschrieben. Wir lieben euch. Danke!!!!!

[caption id="attachment_713" align="alignright" width="300" caption="Grillabend im Fahrerlager"][/caption]

Danach konnten wir doch noch feiern, mit unseren Schweizer Freunden von Team 3, den Sandblechsurfern, und all den anderen durstigen Menschen.
Erwähnenswert auch noch die nächtliche Begrüßung "Hallo, wie geht's, wir haben einen Achsbruch. Habt ihr ne 10er Gewindestange?". Kurz vorher dachten wir es wäre ein Problem, keinen Grillanzünder zu haben ;)


Tag 7 … cruisen in Kappadokien


[caption id="attachment_709" align="alignright" width="300" caption="Vorgeschmack auf die Siegprämie ... meilenweit für ein Kamel"][/caption]

Nach einer kalten, aber Gott sei Dank trockenen Nacht (dass erste mal seit Novi Sad hat es nicht geregnet, Tagestemperaturen selbst mitten in der Türkei um die 10 Grad), gab es endlich die ersehnten Neuigkeiten über den weiteren weiteren Verlauf der Rallye. Kurzum, wir werden mit der Fähre nach Zypern und anschliessend über Israel nach Jordanien weiter reisen.
Wir finden das super, auch wenn unser Team dafür fast 2000.-€ zusätzlich hinblättern musste (wir sparen dafür ja Sprit und Übernachtungen, aber insgesamt tat's echt nochmal weh).
Grossartig ist, dass mit Ausnahme von zwei Teams alle mitgezogen haben. Nur so war die Fähre überhaupt zu bezahlen. Unschön, dass bei einigen wohl die Nerven blank liegen. Was kann die Rallye für die beknackte syrische Regierung? An dieser Stelle ein ganz ernst gemeintes Lob für das OK der Rallye. Was ihr für uns macht ist super! Lasst euch nicht ärgern!

Danach hat an Ort und Stelle das versprochene Treffen mit einem türkischen Minister stattgefunden. Als Aufgabe pro Team war ein Grußschreiben unserer Heimatstadt nebst stadttypischen Geschenk zu übergeben (danke Sindelfingen, Stuttgart hat nicht mal reagiert).

Wir durften ein Mercedes-Modell als Geschenk der Stadt Sindelfingen. Kurz vor der Übergabe hat der Minister sein Bad in der Menge abgebrochen; 111 Teams sind vielleicht doch zuviel.

Der liebe Herr Minister - zuständig für Europafragen - hat eine wirklich nette Rede gehalten. Er hat sehr viel Werbung für das Ansinnen seines Heimatlands gemacht, Mitglied der EU zu werden. Dafür hat er uns gebeten, Botschafter zu sein vor allem gegen Misverständnisse und Vorurteile. Wir wollen keine Politik machen, aber was wir als Gast der Türkei bisher erleben durften, ist aussergewöhnlich. Nebst Fahrerlager in Sultan Ahmet in Istanbul, kostenloser Benutzung der Fähre, Fahrerlagern, Polizeiabsperrungen, und und und hat die Türkei sich mit 200.000.- an den Fährkosten beteiligt. Ganz zu schweigen davon, dass uns die Polizei Räuberleiter machen wollte beim illegalen überqueren eines Zauns zum Fahrerlager :)
Türkei, ihr seid klasse!

[Schlussendlich haben wir uns nach der Rede dann trotzdem noch an der Security vorbeigekämpft. Aufgabe ist Aufgabe.

[caption id="attachment_710" align="alignleft" width="300" caption="Aufstellung zum Le Mans Start"][/caption]

Dann hat das gesamte Starterfeld einen Le Mans Start hingelegt. Beeindruckend. Unnötig zu erwähnen, dass Dora 3 beim Start ausgesetzt hat - genau wir unsere Herzen. Am ende war's ein Bedienfehler, die neue Verkabelung ist nicht so ohne.
Nach eignisarmer Fahrt - auf der wir das erste Mal seit Rallyebeginn wirklich vielen Teams begegnet sind - sind wir in Kappadokien angekommen. Weltnatur- und Weltkulturerbe. Unglaublich, wenn man es nicht mit eigenen Augen sehen kann. Wir sind schwer beeindruckt. In Göreme (googelt mal die Bilder) haben wir unser - für ein Sechsbettzimmer wirklich tolles - Nachtlager aufgechlagen. Wie viele andere Teams auch. Jetzt gehen wir noch auf ein Bier. Mal sehen wen wir treffen. Von Kappadokien berichten wir morgen.

Zu guter letzt: Die Statistik haben wir inzwischen aufgegeben, trotzdem ein kurzes Fazit: die Länder, die wir besuchen durften sind wunderschön, die Menschen toll; wir haben fürstlich gespeist und königlich gefeiert.

Wir hoffen ehrlich, es kann so weiter gehen.

Freitag, 6. Mai 2011

ITFS Tag 2: Monster, Trophäen und der Osterhase

Ich bin die letzten beiden Abende wieder beim Internationalen Wettbewerb des Internationalen Trickfilm Festivals gewesen hab mir so angeschaut, mit welchen Tricks die Zuschauerin beeindruckt werden soll. Hier der zweite Teil:


Quay Borthers: Maska, Polen 2010
Gestern ging's gleich düster los, die amerikanischen Zwillingsbrüder Stephen und Timothy Quay haben sich über Stanislaw Lems Buch „Maska“. So heißt auch ihr aufwendig animierter Puppenfilm über den freien Willen, Moral, die Liebe und den Tod. Wenn ich die Geschichte vorher gekannt hätte, dann wäre der Film für mich wahrscheinlich zugänglicher gewesen. Hat aber auch so gewirkt.
Hier gibt's den Trailer:
http://www.se-ma-for.com/en/filmy/krotki-metraz/13-maska







Wendy Chandler, Susan Danta:  Heirlooms, Australien 2009
In dieser animierten Dokumentation erzählen 10 Menschen die Geschichte eines Erbstückes, welches in ihrer Familie weitergegeben wurde. Liebevoll animiert und was fürs Herz.

http://www.susandanta.com/

[vimeo http://vimeo.com/13811995]

Alan Dickson: Preferably Blue, Neuseeland 2010
Tränen gelacht hab ich beim nächsten Film. Der Osterhase ist deprimiert, weil der Weihnachtsmann ihm die Show stiehlt. Er beschließt, ihn ums Eck zu bringen. Der Humor ist auf angenehme Weise schwarz, die Klischees sind passend gesetzt, der Film schön digital animiert. Sehr sehenswert.

http://preferablyblue.blogspot.com/
http://preferably-blue.com/
https://www.facebook.com/PreferablyBlueMovie
http://www.yukfoo.net/


Jochen Kuhn: Sonntag 2, Deutschland 2010
Schön gemalter, aber mal wieder düsterer Film mit abstruser Handlung, wie man sie aus Träumen kennt, jedoch beim Aufwachen meistens wieder vergisst. Ging mir da auch so. Künstlerisch bestimmt wertvoll, ansonsten hartes Brot.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jochen_Kuhn







Maria Steinmetz:  Der Wechselbalg, Deutschland 2011
Die Verfilmung des gleichnamigen Märchens erzählt von einem Ehepaar, denen ein Trollkind untergeschoben wurde. Das Kind macht 'ne Menge Rabatz, keiner mag es außer der Adoptivmutter. Wenn ich morgens in's Café gehe, sehe ich auch immer einige von denen.


Jean-Claude Rozec: Monstre Sacré, Frankreich 2009
Das hässliche Entlein ist in diesem Film ein gozilliges Monster. Es wächst, wird aber nicht hübsch, sondern ein Monster eben und tut, was Monster so tun: Städte verwüsten. In seinem Fall etwas unfreiwillig, aber das ist ja das lustige an diesem Film. Mir hat er sehr gut gefallen, anderen war er zu klischeehaft und irgendwie abgedroschen. Ich mag Monster, vielleicht hatte er deswegen meine volle Sympathie.
Trailer: http://www.jplfilms.com/films/p119-monstre-sacre.html  







Atsushi Wada: Haru no shikumi (The Mechanism of Spring), Japan 2010
Ein paar Jungen und ein Haufen lustige Tiere erleben wie der Frühling kommt. Frösche und Schildkröten hüpfen durch die Gegend, Hirsche führen sich eigenartig auf. Sehr eigenwillige Bildsprache, schön anzusehen.
http://calf.jp/en/jia/wada.html 

Michael Ekblad: The Mighty Hunter, Schweden 2010
Zum Abschluss noch mal lustig: Trophäen wollen sich an Jäger rächen. Extrem überzeichnet, aber das mögen Kinder ja.


Das wer der erste Tag. Ich komm immer wieder zum Schluss, dass ich 2D-Animationen viel schöner find. Sie lassen mehr Raum für die eigene Fantasy und versuchen nicht realistisch auszusehen. Ich muss auch feststellen, dass meine Kapazität für düstere, schwer verständliche Filme begrenzt ist, aber da kommen morgen noch ein paar Klopper auf mich zu.


Mittwoch, 4. Mai 2011

Dora 1-3 im Balkan

Das Rallyeteam Dora Asemwald Racing ist unterwegs nach Jordanien!

Hier sind die Geschichten der ersten fünf Tage, wie sie die Jungs hier her geschickt haben. Leider gibt's noch keine Bilder.

Kurz gefasst: Am ersten Tag ging's los in Oberstaufen, Serpentinen über die Dolomiten bis vor die Slowenischen Grenze. Dora 1 unter Taubenreichen Baum geparkt und am nächsten Tag die Kacke wieder abgekratzt. Am zweiten Tag die Grenze nicht gefunden, durch den Balkan gedonnert und in Serbien mit zwei bosnischen Mädels in ein Hostelzimmer quartiert worden. Am dritten Tag mussten die Jungs den landessprachlichen Ausdruck für Drosselklappe rausfinden. Ohne Google. Also mit Fragen. Klapski Drosselvic, oder so ähnlich. Das Soundsystem von Dora 3 konnte mir einer leeren Keksverpackung repariert werden. Am vierten Tag in Bulgarien Strafzettel bekommen, andere Teams getroffen und über Griechenland in die Türkei gefahren. Heute haben die Jungs eine Menge Aufgaben in Istanbul vor sich ...

Und hier die ausführlichen Berichte. Entschuldigt den Umlautmangel der balkanischen Tastaturen. Hoffentlich gibt's bald mal Bilder.

Tag Eins … oder beinahe Rijeka


So, die erste Etappe liegt hinter uns. Aufwachen wollten wir in Betten in Rijeka, geworden sind es Feldbetten und Autositze an der Strandpromenade von Trieste. Dafür mit Meerblick.

Im Moment warten wir darauf, dass der Wasserkocher für den Zigarettenanzünder doch noch Leistung zeigt. Unser Equipment muss sowieso noch seine Rallyetauglichkeit zeigen. So haben wir gestern noch über den Eiskratzer aus Dora 1 gelacht, um ihn heute morgen gleich für die Entfernung von gefühlten Kilos Taubensch… auf Dora 1 zu verwenden.

Gefahren sind wir eine wirklich traumhafte Strecke. Nach Erledigung der Startprüfungen in Oberstaufen haben wir die Alpen und die Dolomiten überquert; zehn Stunden Serpentinen, ein Traum. Damit liegen Deutschland, Österreich und Italien hinter uns, Slowenien direkt vor uns. Unsere Doras spielen fantastisch mit – sie werden mit jedem Kilometer besser. Dafür füttern wir sie auch mit ausgewählten Betriebsstoffen.

Tag 1 in Zahlen:

Start 10:04, Erhalt Roadbook 10:45, Steine 11:10, letzte Mahlzeit in Deutschland 12:00 Schnitzelalm Ankunft 1:15

3 Länder, 583km

Tag Zwei … die Irrfahrt


Nachdem der Tag mit grossflaechigem Abbau von Taubenguano besch … begonnen hat (schlafe nie unter einem gurrenden Baum), hat sich unsere Gluecksstraehne nahtlos fortgesetzt (an dieser Stelle entschuldigt die fehlenden Umlaute; serbische Tastatur…).

Fuer den Grenzuebertritt haben wir satte zwei Stunden gebraucht. Nicht dass es uebermaessig kompliziert waere – man faehrt einfach drueber – aber finden muss man ihn halt. Damit hat der Tag mit ca. 100km und zwei Stunden Rueckstand begonnen.

Um es kurz zu machen, wir haben aufgeholt. Nach 16 Stunden fahrt ohne nennenswerte Pausen und ungefaehr 700km sind wir wieder im Plan. Dabei sind wir von Italien ueber Slowenien, Kroatien, vorbei an der Bosnischen Grenze nach Serbien gefahren.

Auf der letzten Rille sind wir in unsere Hostel angekommen. Unser Gastgeber – raketenvoll – hat uns fuer stolze neun Euro mit zwei bosnischen Maedels in einem Zimmer einquartiert. Die sind noch feiern. Schade, dass wir ihr Gesicht nicht sehen koennen Er hat uns auch super in den Parkplatz eingewiesen; quer ueber den Bordstein. Ok, es ist eine Rallye.

Und sonst?

Die Autos? Bei Dora 3 klemmt das Zuendschloss – jeder Start ist ein Erfolg, bei Dora eins werden wir den Auspuff morgen mal unter die Lupe nehmem. Der Oelverbrauch ist in der Toleranz. Bisher sind es wahre Schaetzchen.

Die Fahrer? Hungrig, durstig, aber kein bisschen muede. Wir feiern noch ein bisschen in Novi Sad. Grund genug haben wir!

Zwei Tage bisher, ein riesen Spass, ein grosses Abenteuer – jetzt schon!

Tag 2 …. Nachtrag


Sodele, wir waren lange genug wach um unsere bosnischen Mitbewohnerinnen noch kennenlernen zu duerfen – so sieht also Begeisterung aus? Wir muessen dringend unser Wertesystem ueberdenken.

Vergessen haben wir auch, ein bisschen was ueber die Strecke zu erzaehlen. In Kuerze: traumhaft. Nicht ganz so wie die Alpen, aber auf jeden Fall anspruchsvoll. Wir hatten enorm Spass.

Und noch eine Kurze Korrektur der Zahlen: 770 km in 16 Stunden …. und immer noch kein bisschen muede …. noch

Tag 3 … klapski drosselvic oder so aehnlich


Fuer heute hatten wir uns eher einen lockeren Tag ausgemalt, mit der bisher kuerzesten Strecke. Dabei haben wir folgendes festgestellt: Entfernungskilometer sind ungleich Streckenkilometer. Oder konkret: 470 geplante Kilometer entsprechen mehr als 600 echten….

Entsprechend erwarten wir den Gewinn der Sonderwertung „laengste Abkuerzungen“

Zweiter Erkenntnisgewinn: gelegentliches Duschen foerdert das Raumklima, speziell in den Fahrzeugen. Aber mit den bisher ersparten Uebernachtungskosten koennen wir bald mal echte Zimmer mieten

Als Tagesaufgabe mussten wir heute in der Werkstatt unseres Vertrauens die Uebersetzung fuer Drosselklappe in der Landessprache herausfinden (in unserem Fall:serbisch) Unser spontaner Tipp – klapski drosselvic – hat sich am Ende als gar nicht so falsch herausgestellt. Check

Heute morgen haben wir auch das erste mal wieder Teams der Rallye gesehen und getroffen. Insgesamt scheinen wir gar nicht schlecht zu liegen, wenigstens morgens

Tatsaechlich hatten wir heute auch unsere erste Polizeikontrolle. Aber wir haben uns fleissig an den Ehrenkodex der Rallye gehalten – nicht erwischen lassen. Insgesamt sind wir sehr brav.

Autos und Team sind weiter wohlauf, Ausser einer leeren Keksverpackung zur Reparatur des Soundsystems von Dora 3 (erfolgreich) haben wir noch keine Ersatzteile gebraucht.

Und wie geht’s weiter?Aufgrund unsere bisherigen Erfahrungen haben wir uns fuer morgen erst einmal vorgenommen, uns fuer drei Stunden zu verfahren. Ist nicht unbedingt zielfuehrend, hat sich aber unbedingt bewaehrt.

Naehster Halt: Istanbul! Wir berichten.

Und, ach ja: vielen Dank fuer eure netten Kommentare und Nachrichten. Wir lesen das. Leider ist unsere online-Praesenz rar, deshalb sorry, wir antworten selten

Tag 4 … die Irrfahrt geht weiter


Veröffentlicht am Mai 4, 2011 von feppinger| Hinterlasse einen Kommentar

Der Tag hat wunderbar begonnen. Mit bulgarischen Strafzetteln. Fuer abgelaufene Parkuhren. Dafuer haben wir endlich unsere Postkarte abgesetzt, auf der wir eine vorgegebene arabische Adresse draufmalen muessen … mal sehen, wo die ankommt und wen wir da – selbstredend ungewollt – beleidigt haben.

Die Fahrt war wieder lang, aber traumhaft, und hat uns durch einen bulgarischen Nationalpark und ueber viele Landstrassenkilometer nach Griechenland gefuehrt (die bulgarisch-tuerkische Grenze haben wir nicht gefunden). Dort haben wir zuerst unsere Freunde vom schweizer Team getroffen (die sich vor lauter Wiedersehensfreude gleich am Bordstein einen Platten gefahren haben), dann noch ein weiteres Team. So langsam kommt das Feld wieder zusammen.

Im uebrigen kriege ich dank der tuerkischen Tastatur ein Gefuehl dafuer, wie viele i in der deutschen Sprache stecken – die Taste ist anders belegt – und demnaechst einen Nervenzusammenbruch deswegen.

Von Umlauten habe ich mich gedanklich sowieso schon verabschiedet.

Das wichtigste am Schluss: Autos und Fahrer sind wohlauf.

Tag 5 … İstanbul, Regen, die Frisur sitzt


Heute gab es Gelegenheit, mal wieder richtig auszuschlafen. Das haben wir auch genutzt. Na ja, die meisten. Oder wenigstens ein paar Heute waere sowieso ein Tag fuer das Bett: stroemender Regen. Aber trotz des schlechten Wetters werden wir uns heldenhaft unseren Aufgaben stellen, die da waeren:

  • ueberredet einen gebuertigen und in der Tuerkei wohnhaften Tuerken zum trinken einer aus dem Allgaeu mitgebrachten Flasche Bier und schreibt eine Postkarte an die Brauerei

  • Ueberlebt den heutigen Le Mans Start auf dem Hippodrom und setzt im Berufsverkehr mit der Faehre ueber den Bosporus

  • lasst euch von einem freundlichen Fan das Fehnerbaçe Lied beibringen. Fahrt ins Stadion, ueberreicht einem Offiziellen des Clubs einen mitgebrachten Wimpel (Stuttgarter Kickers ) und singt vor laufender Fersehkamera das Lied. Danke liebes OK!


Leider bleibt uns wenig bis gar keine Zeit, uns die Stadt anzuschauen, den morgen frueh geht es nach Ankara …. wir berichten.

ITFS: Der erste Tag

So, jetzt bin ich wieder zu Hause und hab den ersten Abend des 18. Internationalen Trickfilm Festivals Stuttgart (kurz ITFS) hinter mir. Nach den üblichen Eröffnungsreden mit Bürgermeistern und anderen Pflichtprogrammslaberern ging's los mit den ersten neun Filmen des internationalen Wettbewerbs:

[vimeo http://vimeo.com/17645522]
The external world

"The external world" von David o'Reilly hat nicht nur einen Sack voll Preise eingeheimst, sondern auch ne Menge digitale Gewalt, Pixelblut, Zitate an Videospiele und andere virtuelle Welten, und das alles ziemlich old-school animiert. So mit groben Pixeln, kantigen Polygonen und dergleichen. Die Preise sind zu Recht verdient. Den ganzen Film gibt's hier zu sehen: http://www.theexternalworld.com/.

[vimeo http://vimeo.com/13362364]
Pixel

"Pixels" von Patrick Jean lässt alte 8-Bit Wesen erst New York und dann die Welt in Pixel auflösen. Wer in den 80ern Telespiele liebte, erkennt sie alle wieder. Virtuell und materiell vermischen sich auf wunderbare Weise, und wer gewinnt sollte hoffentlich klar sein.


"Nullarbor" von Alister Lockhart und Patrick Sarell aus Australien spielt auch dort. Ein Roadmovie, die Geschichte zweier Männerklischees, die wortlos das tun, was Männer gerne tun: sinnlos provozieren, wortlos reden, Kräftemessen, Sachen kaputtmachen und dabei immer cool bleiben.






Black Swan

"Black Swan" von Illustrator Guy Harlap besteht aus einem Batzen Farben, Flächen und Formen, die sich zu Radiokopf Thom Yorks Song "Black Swan" bewegen. Nettes inoffizielles Video. Schön anzuschauen und erholsam inmitten all der Schwere.






Trailer von Birdboy

"Birdboy" von Pedro Rivero und Alberto Vasquez handelt von Birdboy und Little Dinki, einer unkonventionellen Liebe in einer zerstörten Welt.






Hand of God

"Hand of God" von Rune Eriksson zeigt die wahre Begebenheit hinter dem Vorfall mit der Hand Gottes.

http://www.myspace.com/tanjetsfilms
http://tanjetsfilms.blogspot.com/
http://www.youtube.com/user/Tanjetsfilms 




"The Origin of Creatures" von Floris Kaayk (Niederlande): In einer postapokalyptischen Welt bauen Kreaturen die aus menschlichen Körperteilen bestehen einen babelschen Turm.






Overnight Stay bei Youtube

„Overnight Stay“ von Daniela Sherer (Israel): Eine alte Frau erzählt, was sie in 1941 als 17-jährige in Krakau erlebt hat. Nach all den eher düsteren Filmen etwas zum Herzwärmen.


Die Kiste“ von Kyra Buschor (Deutschland): Drei mächtige Frösche, eine Kiste, deren Inhalt vielversprechend aber unbekannt ist. Leider hab ich keinen Trailer zum Film gefunden.

Dienstag, 3. Mai 2011

Trickreiche Woche.



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Heute geht's los: Das 18. Internationale Trickfilm Festival Stuttgart. Tricks mag ich, bin ja auch ne trickreiche Figur. Ich bin grad vor Ort bei der Eröffnung und werde in den nächsten Tagen euch davon berichten.

Das Weltböse ans Bein binden

Ein Nachteil des Medienrummels um königliche Hochzeiten: Die Kommentare all jener, die die Welt als Spielplatz der großen, bösen Ausbeuter sehen und sich zum Anwalt aller unterdrückten Völker berufen fühlen. Für sie ist Monarchie ein Teufel, der Jahrhunderte seine Untertanen ausblutete und deren öffentliche Inszenierung ein Affront für jeden guten Demokraten und Menschenrechtler sei. Dass mehr als eine Milliarden Menschen dieser Hochzeit medial beiwohnten zeigt, dass die große Show Royal  dem "Volk" gefällt. So viel zur Demokratie.

Wenn man nur will, findet man in allem das Böse - insbesondere da, wo Geld oder Macht sich anhäuft. Welche Völker unterjocht William? Über welche Leichen geht Kate? Sicherlich gibt's da welche, bedenkt man das unser Wohlstand auf der Ausbeutung der dritten Welt fußt. Ich finde eine kritische Haltung gegenüber der Welt durchaus angebracht, aber hinter allem immer gleich das Böse sehen? Findet man ein Hochzeitsfoto auf der Titelseite seiner Zeitung, schwillt die Empörung auf ein bedrohliches Maß an. Solange Menschen in Libyen oder sonst wo sterben sei es verwerflich, etwas so profanes wie eine Hochzeit hervorzuheben.

Muss man sich eigentlich fortwährend in der Schlechtheit der Welt wälzen? Ist jede andere Sichtweise gleich oberflächlich? Apropos Oberfläche: Ich komm da bisweilen gerne mal hin beim Schwimmen, denn da ist die Luft. Die Zwangsmissepeter binden sich das Weltböse wie ein Stein ans Bein und beweisen Tiefgang. Ohne mich. Dadurch, dass sie ihre Mitmenschen zur Betroffenheit mahnen, wird die Welt nicht besser. Eher noch schlimmer, weil Verbitterung und Misanthropie das Umfeld dieser Menschen verfinstert. Es hat nichts mit Ignoranz zu tun, wenn man sich ab und zu mal profaneren Themen hingibt. Nur Masochisten beschäftigen sich stets mit dem Übel ihrer Welt. Wenn sie so glücklich werden, dann sollen sie das tun. Aber bitte mir nicht mit dem erhobenen Zeigefinger im Gesicht rumfuchteln.