Montag, 16. Februar 2009

Das Mireille Mathieu Trauma

Haare auf dem Kopf wachsen. Das freut den Frisör und sorgt für optische Abwechslung. Viele Frisuren haben bislang meinen Kopf geschmückt, passend zur Lebensphase, mal schön, mal Jugendsünde, mal belanglos. Traumatisch: Die Mireille Mathieu Topffrisur. Meine Freundinnen in der Grundschule hatten Haare wie Barbie – ich sah aus wie ein kleiner Bub.
„Das ist viel praktischer so“, meinte meine Mutter und zerrte mich zum Frisör. Als nicht ganz so praktisch stellte sich meine daraus folgende Tobsucht heraus. Ich beschloss, so lange zu schreien, bis die Haare wieder mindestens so lange waren wie vorher. Das ist mir auch fast gelungen. Jedenfalls blamierte ich meine Mutter noch vor Ort in solchem Maße, dass sie fortan die Straße des Frisörs mied. Mission erfüllt. Kein Frisör sollte je wieder Hand an meine Haare legen.
Als die Haare dann doch zu lange wurden habe ich sie mir heimlich selbst geschnitten. Meiner Mutter gegenüber hab ich das aber verleugnet. Erst der Gruppenzwang meiner Waver-Clique hat den Bann gebrochen. Nun hatte ich eine asymetrisch gerupfte, wesentlich kürzere Frisur, schwarz gefärbt, im Kontrast zur bleich gepuderten Haut, leuchtrote Pickel als Highlights. Meine Mutter hat es jedoch nicht erfreut. Sollte es auch nicht. Auf gar keinen Fall.

In den letzten fünf Jahren hab ich meine Haare grob zwischen Kinn- und Schulterlänge gehalten. Meine Haarspange ist ein Zitat aus der Zeit vor dem Mireille Mathieu Trauma. Das ist nicht gerade abwechslungsreich, aber man erkennt mich so recht schnell.
Immer mehr Frauen tragen derzeit Ponys. Das sähe jugendlich aus und sei ja irgendwie auch praktisch, sagte mir ein befreundeter Frisör. Zum Glück kann ich heute bisweilen meine Tobsucht unterdrücken.

1 Kommentar:

  1. "Ich mied die Straße meines Frisörs" - wow! Diese Zeile möchte ich klauen und als Refrain verwenden - darf ich?

    Zum Beispiel so:
    Mit meinem Haar habe ich alle Sinne aller Mit-mir-Menschen umsorgt,

    doch eines Samstags, da schnitt er!
    Und seitdem, jaja, ja seitdem, da brach ganz tief drinnen in mir meine innerste Frisur,
    Und seitdem, jaja, ja,
    seitdem mied ich die Straße meines Friseurs! Style seitdem nur noch mit dem Zucker meines Likörs!
    Ja ich trage, ja ich trage, ja ich trage seitdem eine räudige Frisur!

    Nicht so gut, gell. Naja, der Gedanke muss noch in mir reifen (er muss noch gemopft werden!)

    Ich lade dich dann aber auf jeden Fall zur Releas-Party meines Gedankens ein!
    Bis dahin: Küss die Muse!

    Johann Schwarz

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