Mittwoch, 5. Dezember 2007

Plasteessen hilft bei kulinarischem Jetlag nicht

Doren sollte man nicht hungern lassen. Sie werden unleidig, bissig und im Allgemeinen unausstehlich. Sie wollen stets gut gefüttert sein, mit feinen Sachen. Wenn die Hose schon spannt, dann soll es wenigstens geschmeckt haben. Geld ausgeben und erworbenes transportieren ist anstrengend und leert den Magen, der sich per Grollen bei mir meldet. Mein Plan sagt mir ich sei in Ropongi Hills, der Heimat der Expats und jener, die an deren Geld wollen. Hier ist rund um die Uhr was los, die Stadt schläft sozusagen nie. Ihre Bewohner jedoch schon. Immer, vorzugsweise im Stehen und überall - wenn sie nicht gerade telefonieren. Knurr. Ich lenke mich vom Hunger ab. Mal schauen, wovon sich die internationale Business-Elite so ernährt.
Ebenso international wie das Publikum scheint hier die Küche zu sein, auch neudeutsch (im Fladenbrot, mit Alles und mit Scharf) kann man speisen. Ob es in Japan auch Dönertiere gibt?

Japaner haben kleine Mägen, es gibt entsprechende Portionen.
Das Auge isst mit. Ich auch. Die Kaki war etwas hart. Sie diente der Dekoration und meiner Blamage. Im Hunger kenn ich da aber nichts. Nur das Blatt hab ich liegen lassen.
Um so feiner das Essen, desto kleiner die Portion. Mein durch Textil- und Schuhzukauf geschundenes Portmonai macht langsam schlapp, mein Magen interessiert das nicht.Die Speisekarte, in Plaste nachgebildet. Ein Traum. Aber zu teuer. Ich will auch so was haben: Blutwürste, Broiler, Schnitzel, Eintopf in unecht, als Deko für mein Fenster.
Meinem Restbudget entsprechend gibt es noch Suppe.
Am nächsten Morgen bestellt Martin Frühstück aufs Zimmer, weil wir früh zurückfliegen müssen. Hotelfrühstück ist einer internationalen Einheitsnorm unterworfen, sodass internationale Businesskasper trotz jetsetendem Lifestyle nie durch lokale Eigenheiten aus ihrem Rhythmus gebracht werden, sozusagen an kulinarischem Jetlag leiden müssen. Ich hätte lieber eine Portion Algen, und komischen Fisch, der sich roh auf dem Teller räkelt und Suppe mit bunten Einlagen. Gibt es aber nicht. Gute Laune auch nicht. Ich will nicht zurück nach Hause, will in Tokyo bleiben. Ich lasse Martin an meiner Laune teilhaben. Er ist das gewöhnt von mir. Er sollte es jedenfalls sein. Auch egal. Ich hasse Flugzeugfraß.

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