Donnerstag, 17. März 2011

Das Gesicht des Landes

Landesvater Mappus: Sein Aussehen ist das kleinste Problem.

Väter kann man sich nicht aussuchen. Man hat sie. Ob sie es wollen oder nicht. So geht es auch Baden-Württemberg: Landesvater Stefan Mappus wurde nicht gewählt, er war einfach plötzlich da. Und jetzt polarisiert er: In seiner kurzen Amtszeit hat er einiges hingekriegt. Gleich zum Start hat er den zu atomfeindlichen Umweltminister Röttgen zum Rücktritt aufgefordert. Als Vorkämpfer für Atomkraft hat er sich einen Namen gemacht. Den Schwulen Stuttgarts wollte er kein Grußwort („warme Worte“) zu ihrer „frivolen, karnevalesken Zurschaustellen sexueller Neigungen“ beim Christopher Street Day schreiben. Den Fehdehandschuh der Erdbahnhofsgegner hat er aufgenommen, ihren Protest mit Wasserwerfern beantworten lassen. Unter Bemühung eines Notstandsgesetzes kaufte er im Alleingang für 4.700.000.000 € Anteile der EnBW, auf Pump und organisiert durch einen alten Parteifreund. Die Dividende sollte Zinsen decken. Das war vor Japan. In den eigenen Reihen sorgte er auch für Aufsehen als er kurz vor der Wahl verkündete, dass der Stuttgarter OB Schuster, der nicht zufriedenstellend arbeiten würde, nicht mehr zur nächsten Wahl antreten werde. Schuster wusste davon nichts. Wie so viele Male zuvor musste unser Landesvater zurückrudern, Kreide fressen und sich entschuldigen. Seine Unterstützung für Plagiatsminister zu Guttenberg hat seinem Image nicht gutgetan und dann gehen zwei Wochen vor der Wahl auch noch mehrere Atommeiler in die Luft. Schlechte Zeiten für Atom-Mappus.

Optisch benachteiligt
Kein Wunder, dass seine Gegner ihm nicht gerade wohlgesonnen sind. Wo er auch auftritt erwarten sie ihn mit Trillerpfeifen und Gebrüll („Mappus weg!“). Seine Anhänger sind dem kämpferischen  „Macher“ mit seiner hau drauf Methode in einer Mischung aus Furcht und Bewunderung treu ergeben. Für Karikaturisten ist er eine Steilvorlage. Nicht nur inhaltlich, auch optisch tritt er in die Fußstapfen von Atomminister Franz Josef Strauß. Kein anderer Politiker wird so hässlich und häufig karikiert wie der in Natura schon unvorteilhaft aussehende Ministerpräsident. Schau ich mir all die Bilder im Internet und auf Plakaten bei den Demos an, bekomme ich das Gefühl, sein Aussehen wäre das Schlimmste, was er zu bieten hat. Zugegeben, es ist immer einfacher eine hässliche Fratze zu zeigen als sich mit dem Inhalt auseinander zu setzen. So lässt sich viel leichter ein griffiges Feindbild vermarkten.

Die schlechten Argumente überwiegen
Der Satire sei diese Überzeichnung zugestanden, doch wenn sie überhand nimmt verschwinden die wahren Argumente im Hintergrund. Kein deutscher Politiker hat in so kurzer Zeit so oft die Grenze meines Anstandsgefühls überschritten wie dieser rüpelhafte Landesvater. Wenn er bei der Wahl verhindert werden soll, dann muss man die Unentschlossenen überzeugen. Und das geschieht nicht mit dem Hinweis auf Mappus vermeintliche optische Nähe zum vierbeinigen Schinkenlieferant. Letztendlich dient diese Form der Darstellung nur dem persönlichen Ablassen von Frust. Und dazu ist sie legitim, zu mehr nicht.

Der Wahltag naht
Falls ihr also Menschen begegnet, die immer noch in Erwägung ziehen einer mappusfreundlichen Partei ihre Stimme zu geben, dann fangt erst mal mit Argumenten an, an dann erst mit seiner Optik. Hier ein Spickzettel:
  • Rücktrittsforderung Röttgen
  • Laufzeitverlängerung
  • Christopher Street Day
  • „Fehdehandschuh“, Polizeieinsatz 30.9.
  • Alleingang beim EnBW-Kauf
  • Angriff auf OB Schuster
  • Unterstützung von zu Guttenberg
  • Und weil's so schlimm war nochmal: 30.9.
  • Für Erdbahnhofsgegner: Stuttgart21

Wem das nicht reicht, darf gerne das Thema „Umweltministerin Gönner und die AKW-Sicherheit“ auspacken.

Und zu guter Letzt, nach all diesem vor Vernunft triefenden Moralisiere noch ein herzliches: „Mappus weg!“

Wem noch mehr Punkte für den Spickzettel einfallen, der kommentiere sie bitte am Fuße dieses Artikels. Und nicht vergessen: Am 27.3. ist Wahltag! Lasst uns Landesvater Mappus das Sorgerecht entziehen.

7 Kommentare:

  1. Liebe Dora,
    du hast so recht! Ich finde das genial, du machst das genau richtig! Auf deinem Portrait sieht Mappus sogar richtig gut aus!! Und da kommt genau deine message raus, er wäre auch als bildhübscher Kerl nicht wählbar....! Es wird sich zeigen, ob er nun nochmal als Landesvater gewählt wird (diesmal haben wir eine Wahl!), nachdem er es sich so gut wie mit allen verscherzt, wo er nur kann.....!
    Ich grüsse dich und freu mich, noch mehr von dir zu lesen!
    Patricia

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  2. Liebste Dora,

    dein Porträt (das gezeichnete) gefällt mir auch besonders gut, am Besten finde ich die Idee 8war das Absicht) ihn in ein Kondom zu packen r - Gib Mappus keine Chance!

    grüßle
    martin. a.

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  3. --wer für Öttinger von der Ersatzbank kommt---- was soll man da erwarten??

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  4. Allein das Problem dabei ist, selbst wenn viel gegen Mappus spricht, gegen die anderen Parteien spricht noch viel mehr. Daher ist das keine Alternative. Das ist nur meine Meinung, aber ich bin mir sicher damit nicht alleine zu stehen. Wiederrum andere werden das eben anders sehen. :o) So ist das eben. Mehr Klarheit wird das kommende Wochenende schaffen.

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  5. Eine Partei, die einem Haudrauf wie Mappus folgt hat ihre Grundwerte vergessen. Ein paar Jahre Opposition schadet denen nicht. Wenn Grün-Rot es nicht besser macht - was ja durchaus möglich ist – dann kann die CDU ja zurückkehren. Nach 58 Jahren regieren brauchen die mal eine neue Perspektive.

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  6. Sicherlich, so kann man es sehen. Muss aber eben nicht. Ich sehe das nicht als Folgschaft, sondern eher als personelles Problem. Wenngleich zugegeben ein sehr unschönes und schwieriges Problem.
    Aber die Alternative, nämlich die Grünen in der Regierungskoalition, ist für mich persönlich ein absolutes No-Go.
    Was Mappus seine Verfehlungen, Fachkompetenz und seinen persönlichen Charme :o) anbelangt, da gehe ich mit. Und unbenommen würde, oder wird, den schwarzen ein paar Jahre Opposition, sozusagen als Läuterungsoption, gut tun. Allein die Alternative lässt mich, wie gesagt, schaudern.
    Der Illusion, dass es Rot-Grün besser macht, zumal in einem Bundesland wie BW, der braucht man sich keine Sekunde hinzugeben. Einer Koalition in dieser Konstellation spreche ich jedwede wirtschaftliche Kompetenz ab. Sorry für die jetzt folgende Plattitüde aber ein solches Bundeland regiert man nicht nur mit dem Fokus auf Atomausstieg, ökologischen Prämissen, Frieden und sozialer Gerechtigkeit. Und die letzteren Punkte sind ohnehin auch nicht mal mehr als Lippenbekenntnisse von denen.

    Aber was soll`s. Es kommt wie es kommt und wir werden uns weiterhin aufregen! :o)

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