Dienstag, 30. November 2010

Verheult im Pippi-Kostüm



Im aktuellen Lift wurde ich nach einem Silvestererlebnis gefragt. Es freut mich, dass es gedruckt wurde. Hier die ungekürzte Variante:
Auf dem Weg zur Silvester-Motto-Party in Paris hatte ich mich mit meinem ab-da-Ex-Freund in die Haare gekriegt. Impulsiv zum Bahnhof gerannt, den City Night Liner nach Stuttgart gerade noch erwischt und verheult im Pippi Langstrumpf Kostüm mein Abteil gesucht. Die Mitreisenden waren prima, haben mich getröstet. Sie hatten Schnaps und gute Geschichten, warum sie im Nachtzug ins neue Jahr fuhren. Um halb fünf in Stuttgart noch ein paar Freunde getroffen. Hat man mir jedenfalls tags drauf erzählt.

 

Montag, 29. November 2010

Schlichtungsspiel


Es wird ja die ganze Zeit gemunkelt, was Papa Geißler morgen zum Abschluss der Schlichtung in Sachen Stuttgart 21 so sagen wird. Ein Blick in meine Kristallkugel hat gezeigt, was passieren wird.

In Ermangelung eindeutiger Fakten verkündet Geißler morgen sein salomonisches Urteil: Unentschieden. Ein Fußballspiel soll darüber entscheiden ob oben bleiben oder oben ohne. Auf der einen Seite unter Trainer Gangolf Stocker die Gegner, Rüdiger Grube leitet die Proler.

Am Anfang gleich Aufruhr. Özdemir hat den Mannschaftsbus verpasst, wird schnell noch eingeflogen. Anpfiff, doch nichts geht: Puttenat von Flügel TV verwickelt die Spieler in eine Podiumsdiskussion. Schiedsrichter Geißler schickt ihn vom Feld, das Spiel geht los. Es steht 1:0 für die Proler, da das erste Tor schon seit 15 Jahren geplant und demokratisch legitimiert ist. In der 12 Minute geht's gleich zur Sache: Um gegnerische Treffer zu verhindern lässt Trainer Grube das eigene Tor abbauen. Rockenbauch schreitet ein und besetzt das Tor. Am Spielfeldrand: Christian List läuft sich schon mal warm. Walter Sittler nutzt die Chance und macht eine Minute lang Lärm, der Gegner-Fanblock macht mit. In der 34. Minute will Von Hermann nicht mehr mitspielen und kettet sich am Torpfosten an. Die Balljungen machen aus Solidarität Sitzblockade im Strafraum. Stürmer Mappus kommt von rechts und vertreibt die Jungs mit dem Gartenschlauch. Hooligans vom schwarzen Block stürmen das Feld und helfen ihm dabei. Das gibt gelbe Karte, Elfmeter, Tor! Das Spiel ist wieder ausgeglichen. List läuft sich weiter warm, das Spiel geht weiter.

In der zweiten Halbzeit machen die Proler ordentlich Druck, doch in der 56 Minute versucht Nils Schmid das Spiel zu unterbrechen um das Publikum zu fragen, wer gewinnen soll. Die sind zu jedoch zu sehr damit beschäftigt zu streiten, wer mehr Leute im Stadion hat und wer das peinlichste Fan-Shirt trägt. Bräuchle fordert wegen dreckigem Rasen die gegnerischen Fans auf, das Stadion zu verlassen. Das Spiel geht weiter, doch unserer Kristallkugel geht der Saft aus. Mist! Jetzt wissen wir erst nicht, wie's ausgeht.

Erschienen auf brezel.me

Dienstag, 23. November 2010

Gefühlte Sicherheit

 

Wie unlängst schon geschrieben ist Terror mal wieder en vogue. Besonders beliebte Anschlagsziele sind öffentliche Verkehrsmittel, der Klassiker unter ihnen das Flugzeug. Man kann es entführen und wenn es explodiert geht viel plakativ kaputt. Damit wir nicht vergessen dass Terror hinter jeder Ecke droht und ein starker Staat uns davor bewahrt, gibt es einen Haufen lästiger Sicherheitsbestimmungen. An jeder Flughafenecke wird man durchleuchtet, in Amerika nutzen sie mittlerweile Nacktscanner. Deren Bilder gelangen dann auch mal aus Versehen ins Internet. Wer nicht mitmachen will muss sich abtasten lassen – Genitalien inklusive. Zahnpastatuben und Wasserflaschen stehen generell unter Terrorverdacht. Neulich musste ich beim Umsteigen in London den räudigen Schnaps aus dem Duty-Free-Laden am Pekinger Flughafen ausleeren lassen. Chinesischen Schnäpsen wird Terrorpotenzial unterstellt. Dem will ich mal nicht widersprechen. Man soll wohl das Gefühl bekommen, die tun was für unsere Sicherheit.

Währenddessen kümmert sich keiner drum was in der Luftfracht so transportiert wird. Hat man ja unlängst gesehen. In den USA wurde ich mal beim betreten eines Flughafens minutiös von wichtigtuerischen Sicherheitsleuten durchleuchtet. Im Abflugbereich gab's dann einen Stullenschmierer mit offener Küche in der jene Messer rumlagen die man braucht, um riesige Würste für den amerikanischen Hunger in einem Hieb zu zerteilen. Mit ein bisschen weiblicher Ablenkung hätte man ein Messer mopsen und in jedes Flugzeug schmuggeln können. Es geht offensichtlich eher um die gefühlte Sicherheit. Oder darum, stets zu spüren dass der Terror hinter jeder Ecke lauert, jedoch ein starker Staat uns, ungehindert von lästigen Bürgerrechten, davor bewahrt.

Ich hab mir mal überlegt was noch so alles kommen kann:

  • Eines Tages wird ein Bombenleger Plastiksprengstoff in Kondomen verpackt verschlucken um ihn ins Flugzeugklo zu schmuggeln. Passagiere dürfen dann nur noch nach Darmspülung an Bord.

  • Ein darmgespülter Terrorist nimmt seine Hose und erwürgt damit den Piloten und entführt das Flugzeug. Papierkleidung wird Pflicht.

  • Ein Kung-Fu-Meister des Terrors, darmgespült in Papierklamotten vermöbelt Kapitän und Crew. Zukünftige Passagiere werden präventiv gefesselt oder sediert.


Das doofe ist dass sich niemand traut, das alles in Frage zu stellen. Wenn was passiert will ja keiner dem Vorwurf ausgesetzt sein, man sei zu nachlässig gewesen. Schöner Nebeneffekt an der Omnipräsenz der Kontrolle: Der verängstigte Bürger ist eher bereit, seine Freiheit und seine Rechte an den Staat abzugeben. Und auf diese Extraportion Macht verzichten einige Politiker nur ungern.

Fluggast, der sich gegen Nacktscan und grabschen geweigert hat: http://johnnyedge.blogspot.com/2010/11/these-events-took-place-roughly-between.html
Spiegelartikel zum Thema: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,729445,00.html
Nacktscannerbilder im Netz: http://gizmodo.com/5690749/

Mehr Transparenz bitte!

[caption id="attachment_6071" align="aligncenter" width="640" caption="Die Jungs von BFE-TV filmen wie ihre Kollegen Parkschützer vermöbeln."][/caption]

Heute beginnt der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum umstrittenen Polizeieinsatz im Stuttgarter Schlossgarten am 30. September. Es wurden Aufnahmen der Polizei und vom SWR gezeigt, anschließend tagt das Gremium unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So weit, so gut.

Was ist mit all den Aufnahmen, die Demonstranten gemacht haben und auf YouTube gestellt haben? Viele Geschehnisse wie die Knüppelattacke des glatzköpfigen Polizisten sind nur dort zu sehen. Wie kann es angehen, dass hauptsächlich das Material der Polizei ausgewertet wird, welche doch selbst auf der Anklagebank sitzt? Wahrscheinlich sind denen Privataufnahmen nicht offiziell genug. Gute Ausrede. Und auf welcher politischen Seite der SWR steht ist ja auch hinlänglich bekannt.

Wackliges Vertrauen
Ich frage mich auch warum das Gremium hinter verschlossenen Türen tagt. Hier besteht doch ein großes Interesse in der Öffentlichkeit. Warum übertragen die das nicht einfach live wie die Schlichtung? So könnten sie dem Vorwurf, dass sich die verantwortlichen Politiker aus der Affäre mauscheln schnell entgegentreten. Aber dann könnten sie ja nicht mehr mauscheln. Sollten die Verantwortlichen sich dort aus der Verantwortung stehlen wird das eh schon wacklige Vertrauen der Bürger in die Arbeit der Regierung vollends verloren gehen. Und da es keiner mit ansehen konnte, wird der Zweifel am Untersuchungsausschuss haften bleiben.

Die Leute gehen auf die Straße weil sie das Vertrauen in ihre gewählten Vertreter verloren haben. Den Ruf des Lügenpacks hat sich unsere Regierung redlich verdient. Das einzige was da noch helfen kann ist Transparenz. Die Schlichtung mit Heiner Geißler ist ein gutes Beispiel dafür. Die nüchterne Übertragung durch Phoenix oder Flügel TV erlaubt es dem Zuschauer sich unabgelenkt durch suggestive Bildregie ein Bild der Situation zu machen. Die Interpretation der Medien des geschehenen wird immer weniger gewünscht, da sie nicht neutral zur Sache stehen. Die Leute wollen sich ein eigenes Bild machen.

Uninszenierte Transparenz
Das Internet macht es möglich. Flügel TV zeigt, dass Fernsehen auch ohne große Mittel produziert werden kann. Die mangelnde Inszenierung der Low-Budget-Übertragung macht sie sogar noch glaubwürdiger. Viele Leute sind stark inszenierte Infotainmentformate wie Anne Will satt, die durch ihre Bildregie und Einspieler mit dramatischer Musik die Objektivität dem Unterhaltungswert opfern. Die Hoheit über politische Information darf nicht in den Händen weniger großer Medien bleiben. Demokratie bedeutet auch demokratische Medien. Dank dem Internet kann heute jeder Journalist sein. Die Qualität selektiert sich von alleine aus, denn wer schlecht berichtet wird einfach nicht mehr angeklickt.

Das Internet revolutioniert den Informationsfluss und somit auch die Art und Weise wie Regierungen mit den Volk kommuniziert. Kein Wunder also dass der Staat mit allen Mitteln versucht das Netz zu kontrollieren. Das geht zum Glück nicht so einfach. Die Zeiten des Gemauschels in dunklen Kammern sind hoffentlich bald vorbei. Mal schauen wann das unsere Regierung auch kapiert. Transparenz und Ehrlichkeit könnten doch auch als Chance genutzt werden das Vertrauen der Bürger wieder zurück zu gewinnen. Zeit zum Umdenken!

Montag, 22. November 2010

Wer hat Angst vor dem Muselmann?



Terror! Der Innenminister warnt, die Medien heulen auf. Berliner Innensenator Ehrhart Körting ruft dazu auf, verdächtige, Arabisch sprechende Mitbürger den Behörden zu melden. Bei Anne Will fragt der US-Journalist Don Jordan „Wenn Sie die Wahl haben: Heben Sie ein paar Grundrechte auf oder fliegen Sie lieber in die Luft?“.

Der Trick ist alt. Furcht und Schrecken sind ein probates Mittel gegen unliebsame Bürgerrechte. Die USA sind uns da einen Schritt voraus, dem ich nicht folgen will. Im Namen der Sicherheit wird gefoltert und verfolgt. Was bringt es ihnen? Sind sie deshalb sicherer vor Terror?

De Maizière hat erkannt: Der „Gegner“ will uns wirtschaftlich schaden, denn Sicherheitsvorkehrung seien teuer. So ein Unfug! Es geht nicht immer ums Geld, Herr Innenminister! Das subjektive Gefühl der Furcht lähmt die Lebensfreude der Bürger. Die überlegen sich jetzt sogar, ob es noch sicher sei zu großen Veranstaltungen – wie zum Beispiel Demos – zu gehen. So kann man die durch Stuttgart 21 aufkeimende Entwicklung zu mehr Bürgerrechten und Demokratie gleich an der Wurzel packen und entsorgen. Die einzige Bedrohung für Leib und leben die mir in der letzten Zeit untergekommen ist, war der schwarz gekleidete Schlägertrupp, der die Schülerdemo und ihre Zuschauer im Stuttgarter Schlosspark verprügelt hat. Einigen wird eine Ablenkung von diesem Thema gut reinlaufen.

Bedenklich ist, dass immer von Islamisten die Rede ist. Das ist Benzin ins Feuer der Integrationsdebatte. Hier wird ein Feindbild aufgebaut das den gesellschaftlichen Frieden stört. Eben diese Feindbilder waren in der Geschichte stets der Motor der Völker in Kriege getrieben hat.

Die großen Medien machen mit. Terrorangst verkauft sich wie geschnitten Brot. Außerdem traut sich ja keiner dagegen zu sprechen, es könnte ja tatsächlich was passieren. Lasst euch doch nicht verarschen! Wir werden die Terrorgefahr nie ausschließen können, aber die Angst lässt sich vermeiden. Sie ist der wahre Feind und wer sie schürt ist der wahre Terrorist.

Noch ein guter Tipp gegen Terror, hab ich von den Amerikanern abgeguckt: Wer seine Wirtschaftsinteressen mit Waffengewalt wahrt macht sich höchstens als Terrorziel beliebt. Vielleicht sollten wir mal lieber drauf achten, was unsere Soldaten, unsere Waffen und unser Geld weltweit so alles anrichten. Könnte helfen.

Montag, 15. November 2010

Die Straßen von Stuttgart

[caption id="attachment_6049" align="aligncenter" width="640" caption="Geschichten von den Straßen Stuttgarts: Stuttgarttaxi von Taxifahrerin Mia"][/caption]

An Blogs über das Nachtleben im Kessel mangelt es nicht. Eigentlich sollten Samstag-Nacht-Geschichten von der Theodor-Heuss-Straße niemand mehr hinter dem Ofen vor locken. Es sei denn man wechselt die Perspektive: Die 26-jährige Bloggerin Mia fährt Taxi und berichtet davon. Sie erzählt von all den kleinen und großen Unverschämtheiten die sich der eine oder andere Fahrgast erlaubt. Aber auch dramatische Liebesgeschichten von der Rückbank sorgen für Spannung, von der sich der letzte Tatort eine Scheibe hätte abschneiden können.

Die Geschichten sind lang und ohne Bilder. Macht aber nichts. Hab sie trotzdem gelesen, weil gut geschrieben. Ein schöner und sympathischer Einblick in des Leben von Stuttgart. Ich freue mich auf neue Geschichten und vielleicht werd ich nach durchzechter Nacht mal selbst zum Teil von einer.

taxistuttgart.wordpress.com

Erschienen auf brezel.me

Freitag, 12. November 2010

Gegen den Strich


Es herrscht Verständnislosigkeit seitens einiger, warum so viele Menschen in Stuttgart oder im Wendland auf die Straße oder Gleise gehen. Unlängst kam in einer Diskussionsrunde zwischen Stuttgart 21 Gegnern und Befürwortern der Vergleich mit der Situation vor der Wahl Hitlers 1933 auf. Damals instrumentalisierten die Nazis die Leute auf der Straße um an die Macht zu kommen, heute sein es die Grünen und Linken, die ähnliches vorhaben. Sie würden versuchen, mit einer lauten Minderheit auf der Straße der schweigenden Mehrheit das Wasser abzugraben. Ich war damals zum Glück nicht dabei, muss aber auch nicht dabei gewesen sein um das Nazivergleichen innewohnende Hinkebein zu erkennen. Anstelle mich darüber gerechtfertigt zu echauffieren, möchte ich mal ergründen, welcher Geist dieses Kind gezeugt hat.

Ziviler Ungehorsam
Viele Menschen bürsten das System gegen den Strich in dem sie sich nicht an die Regeln halten. Sie blockieren Straßen und Gleise, machen Lärm, folgen nicht den Weisungen der Polizei und stellen demokratisch legitimierte Entscheidungen in Frage. Sie nennen das zivilen Ungehorsam und berufen sich auf ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und riskieren dabei sogar verprügelt zu werden. Für jemanden, der seiner Obrigkeit, dem Staat, volles Vertrauen schenkt, ist dieses Handeln nicht nachvollziehbar - es sei denn eine andere Macht hat ihre Finger im Spiel. Irgend wer muss die Leute ja auf die Straße holen, um so gegen die demokratisch legitimierte Regierung anzustinken.

Konformes Unverständnis
Dieses Denkmuster geht automatisch davon aus, dass Menschen einer Obrigkeit hörig sein müssen. Die Option, dass sie unaufgefordert das System hinterfragen, sich selbst eine Meinung bilden und aus freien Stücken zum Widerstand entscheiden sieht es nicht vor. Wer Nonkonformität aus eigener Erfahrung nicht kennt, kann sie nicht verstehen und muss somit zum Schluss kommen, dass die Systemgegner instrumentalisiert seien. Das macht vielen Angst. Sie fürchten eine radikale Minderheit, die außerparlamentarisch die Macht den Gewählten aus der Hand reisen will. Daher der Nazivergleich.

Selbstkritik
Dagegen spricht jedoch die Heterogenität der Gegner. Es gibt bestimmt einige, die ihren Wortführern blind folgen. Doch denen stehen Unzählige gegenüber, die zwar im gleichen Demonstrationszug mit den anderen laufen, aber grundsätzlich unterschiedliche Weltanschauungen haben. Der Bereitschaft, für eine Sache auf die Straße zu gehen, liegt meist in eine kritischen Grundhaltung gegenüber dem System und den Mächtigen zu Grunde. Diese Kritik gilt auch den eigenen Reihen. Diese Selbstkritik entzweit zwar den Widerstand, ist aber dem kritischen Denkmuster immanent und somit ein notwendiges Übel. Würde ein Sprecher der Gegner mit seinem Handeln ins Klo greifen müsste er sich dem vollen Ausmaß der Kritik stellen.

Unrechtssystem
Ein Akteur der Stuttgart 21 Seite hat zumindest geduldet oder gar veranlasst, dass eine Schülerdemo blutig niedergeschlagen wurde. Trotzdem haben sich viele seiner Anhänger hinter ihn gestellt und sein Handeln gerechtfertigt. Sie vertrauen ihm blind, versuchen die Schuld bei den Opfern zu suchen. Mal ganz platt gesagt: Hätte Gegnersprecher Gangolf Stocker den schwarzen Block in ein Junge Unions-Treffen geschickt und die ordentlich vermöbeln lassen hätten ihn die anderen Gegner dafür aus der Stadt gejagt. Und sage keiner, dass im Gegensatz dazu die Polizeiaktion am 30.9. legal war. Ein Rechtssystem, welches Polizeigewalt in diesem Maße rechtfertigt, hat für mich keine Rechtfertigung. Ich bin nicht bereit, das Handeln der Regierung unhinterfragt hinzunehmen. Doch diese Denkweise scheint nicht Serienausstattung zu sein. Leider.

Provokation oder Beschränktheit
Ich hoffe es handelt sich bei all diesen Instrumentalisierungsvorwürfen und Nazivergleichen nur um hirnlos dahergeplapperte Provokation. Das gilt auch für dummes Geschwätz auf Seite der Gegner. Ich respektiere jede Meinung die Resultat kritischen Denkens ist, auch wenn ich sie nicht teile. Wer meine Fähigkeit zur kritischen Meinungsbildung verneint kann mir den Buckel runter rutschen. Wer nicht in der Lage ist, das bestehende System zu hinterfragen wird selbst zum Mitläufer. Da kann man nur hoffen, dass er jemand Anständigen hinterher läuft ...

Mittwoch, 10. November 2010

Ich fordere Zukunft!

Heute beleuchte ich mal ein Grundübel unserer Zeit: Zukunftsverweigerung. Angst vor Fortschritt, festhalten an Altem. Das ist ja bekanntlich gerade ein großes Thema, insbesondere in der Stuttgarter Bahnhofsszene. Betrachten wir mal den technologischen Fortschritt. Ich erfreue mich vieler technologischen Errungenschaften, sie machen mein Leben leichter. Es ist immens wichtig, Geld in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien zu stecken. Doch leider gibt es viele Menschen, die das anders sehen und Geld in veralteten Krempel investieren. Viel Geld. Ein besonders erschreckendes Beispiel ist die Atomkraft. Sie ist extrem gefährlich und produziert Müll, der über tausende von Generationen die Welt versauen wird. Eigentlich gibt es ja schon viel fortschrittlichere Methoden Energie zu erzeugen. Die produzieren kein Müll und können nicht ganze Landstriche in Schutt und Asche legen.

Doch blöderweise sind derzeit Neandertaler an der Regierung, die Unsummen Steuergeld in veraltete, gefährliche Kraftwerke stecken, diese somit subventionieren und damit neuen, sicheren und sauberen Technologien das Wasser abgraben. Sie lösen sogar bestehende Verträge zur Restlaufzeit der Strahlungsschleudern und mauscheln das alles am Bundesrat vorbei. Und dann wundern sie sich, dass Fortschrittsfreunde sich an Gleise ketten um Sand im Getriebe der Atomindustrie zu sein.

Liebe Fortschrittsfreunde: Wehrt euch gegen die Zukunftsverweigerer unseres Regimes, die die Welt auf Jahrtausende versauen um einer geldgeilen Lobby von Neandertalern in den Arsch zu kriechen und uns in die Steinzeit zurück katapultieren wollen. Es tut mir leid, in solch polemischen Worten argumentieren zu müssen, aber als Freundin der Zukunft platz mir hier der Kragen.

Montag, 8. November 2010

Nebelwerferstrategie



Das mein kurzer Artikel über das "tu ihn unten rein"-Hemdchen Wellen schlägt hätte ich nicht gedacht. Hat er aber. Nicht lange nach dem ich ihn "in den Blog rein getan" hab, hat eine Redakteurin der taz angerufen, von der Welt haben sich auch welche gemeldet, die Bildzeitung hat das Foto einfach rauskopiert und so weiter und so fort. 8.715 mal wurde Artikel bei mir angeklickt und wohl gelesen. Es wurde hitzig debatiert.

Die einen echauffieren sich über Frauenfeindlichkeit, andere werfen den EchauffeurInnen Prüderie und Humorlosigkeit vor. Ein sinnloses Unterfangen, da sich über Humor noch weniger streiten lässt als über Geschmack. Das Diskussionsniveau ist das übliche gegenseitige ans-Bein-Gepisse. Viele Proler distanzieren sich, sehen darin sogar eine gezielte Diskreditierung ihren Oben-Ohne-Initiative. Alles in allem: Riesengeschiss um eine Randnotiz.

Nebelwurf
So sehr mich das Hemdchen zum Fremdschämen animiert muss ich eingestehen: Mit der Sache hat das nichts zu tun. Zur Erinnnerung: Die Sache ist das Immobilienprojekt Stuttgart21. Das vergisst man manchmal. Es geht um Verkehrspolitik, Stadtentwicklung, Korruption, Geldverschwendung und andere Klopse, die aufgrund ihrer innewohnenden Komplexität viel schwerer zu verdauen sind als humoristische Irrfahrten einzelner T-Shirthändler. Da ist es viel einfacher, sich eine Meinungs zu bilden, da bedarf es keiner Politopis damit die Fakten auf den Tisch kommen. Etwas gekalauert sag ich mal: Hier liegen die nackten Tatsachen auf dem Hemd.

Diese Nebenkriegsschauplätze lenken ab. Solange sich die Leute über Mumpitz die Köppe einschlagen, kann die S21-Bande ruhigen Blutes ihr Projekt vorantreiben. Das gilt auch für die Klärung einzelner Teilaspekte bei den Schlichtungsgesprächen. Da wird über die potenzielle Leistungsfähigkeit einzelner Streckenabschnitte diskutiert wenn noch nicht mal geklärt ist, wer das ganze überhaupt bezahlen soll oder überhaupt kann. Diese Nebelwerferei ist Strategie, und sie geht leider auf.

Mücken und Elefanten
Doch wozu aus einer Mücke einen Elefanten machen, wenn davon schon eine ganze Herde rumsteht? Solange die Urheber des schwarzen Donnerstags nicht nur frei herumlaufen sondern auch noch das Land regieren ist mir ein solches Hemdchen nicht mehr als eine belustigende Randnotiz wert. Ebenso wenig interessiert mich welche Seite die größeren Demos oder Facebookgruppen zu Stande kriegt, wer wie viele Aufkleber klebt und wieder abkratzt. Was zählt ist die nächste Wahl, und somit die Chance das gesamte Regime in die wohlverdiente Opposition zu schicken. Bitte nicht davon ablenken lassen!

Sonntag, 7. November 2010

Pekingbrezel

Ich war letzte Woche in Peking. Dort bin ich auf eine deutsche Bäckerei gestoßen die Brezeln anbot. Als Reporterin des Brezel-Blogs musste ich gleich was drüber schreiben:



Brezeln sind eine großartige Erfindung, überall auf der Welt kopiert, aber  natürlich nur in ihrer Heimat richtig gebacken. Meistens sind die Arme dick und teigig und der Bauch zu dünn um ihn ordentlich zu buttern. Als anerkanntes Brezelfachmagazin ist es natürlich unsere Pflicht, dem internationalen Brezeltum auf die Finger zu schauen.



Unser erster Brezeltest: Peking. Chinesen kopieren nicht nur Rolex und Louis Vuitton, sie versuchen sich auch an unserer Brezel. Ich setze mich also ins nächst beste Taxi und scheuche den Fahrer wild fuchtelnd durch die Stadt bis wir in der Lucky Street landen. Ein Albtraum nachempfundener Fachwerkromantik. Mitten drin: Die South German Bakery Café Konstanz.



Und dort gibt's auch Brezeln. Die nette Verkäuferin präsentiert die Wahre, der optische Eindruck ist exzellent. Es gibt sie auch vorgebuttert, mit dem breitesten Grinsen dass ich seit langem gesehen hab. Chinesische Schneidekunst trifft auf deutschte Brezel.



Leider kommt die Brezel nicht frisch aus dem Ofen, sie befindet sich trotzdem auch in den Kategorien Geschmack und Haptik im oberen Mittelfeld der Brezelheimat. Ich bin erschrocken wie weit die Chinesen qualitativ sind, da können die Bayern mit ihren komischen Brezen nicht mehr mithalten.

Optik *****
Geschmack  ****
Konsistenz: ****
(Maximum: *****)
Preis: 4 RNB (ca. 40 Cent), gebuttert: 12 RNB (1,20 €)


www.germanbakery.com.cn