Montag, 28. November 2011

Weiterärgern und fertig bauen.



Als gute Demokratin, so habe ich  vielfach gehört, darf ich jetzt nicht mehr gegen ein vom Volk legitimiertes Bauprojekt auf die Straße gehen, muss die Kröte schlucken und das Maul halten. Es sei dahin gestellt, was ich von der Volksabstimmung über die Bahnhofsfrage halte. Aber klar ist: Es wird gebaut. Zumindest mal damit angefangen. Bis das Geld ausgeht. Einerseits sagt die Bahn, dass 4.500.000.000 Euro ausreichend seien. Andererseits sagte Bahnchef Grube aber auch, dass sich das Land wie alle Projektpartner an etwaigen Mehrkosten beteiligen muss. Ministerpräsident Kretschmann behauptet jedoch, dass das Land keinen Cent mehr als der veranschlagte Anteil zahlen wird. Gebaut soll trotzdem werden, obwohl keinem klar ist, wer die Rechnung dann zahlt, die garantiert kommen wird. Und da niemand gerne vor Bauruine 21 stehen möchte, wird im Falle von Kostenlimitüberschreitung halt doch Landesgeld in den Schlund des Erdbahnhofs verschwinden, denn keiner hat dann die Eier zu fordern, die Grube wieder zuzuschütten.

Als gute Demokratin schickt es sich vielleicht nicht, weiter gegen S21 zu demonstrieren, aber für eine klare Aussage zur Finanzierung kann man ruhig weiterhin auf die Straße gehen.

Wenn die Bahn ihren eigenen Zahlen glauben würde, könnte sie ja ohne Probleme die Mehrkosten übernehmen, die es aus ihrer Sicht nie geben wird. Es mag gängige Praxis sein, Projekte mit zu knapp kalkulierten Kosten politisch durchzusetzen, aber ich sehe nicht ein, dass die Bürger dieses Landes dafür aufkommen müssen. So lange seine Finanzierung nicht geklärt ist, darf mit dem Bau des Erdbahnhofs nicht angefangen werden.

Mich hätte übrigens interessiert, wie das Land abgestimmt hätte, wenn die erdbahnhofsfreudige Mehrheit direkt dafür gerade stehen müsste. Wie viel Privatvermögen wäre jeder von denen bereit, in ihre Version der Zukunft von Stuttgart zu investieren? Leider herrscht die Einstellung, dass irgend jemand schon die Rechnung bezahlen wird. Dieser Gedanke ist Vater unserer Eurokrise und widert mich an.

Als gute Demokratin akzeptiere ich des Volkes Wille, werde aber nicht aufhören, wach zu bleiben. Stuttgart wird sich in den nächsten Jahrzehnten drastisch ändern. Der Ruf nach mehr Partizipation des Volkes wurde laut, die Politik denkt über Vereinfachung von Bürgerentscheiden nach. Das stellt uns als Bürger in die Verantwortung, die Entwicklung kritischen Auges zu begleiten. Auch wenn es für viele frustrierend sein mag, dass der Widerstand nichts verhindern konnte, dürfen wir jetzt nicht aufgeben und uns beleidigt zurück ziehen. Gerade jetzt ist es wichtig, unser neu gefundenes politische Bewusstsein weiter zu leben und eine aktive Rolle an der Entwicklung unserer Stadt und unsere Landes einzunehmen. Demokratie funktioniert nur, wenn der Souverän, das Volk, kritisch, wach und verantwortungsbewusst handelt.

Freitag, 18. November 2011

Löcher begreifen



Neues aus unserer Galerie:

Am Freitag den 18. November gibt's eine Aktion in unserer Ausstellung. Karin lässt Leute haptisch das Grab-Mit-Gefühl erleben. Hier der Aufruf:
Lochworkshop am Modellgrabfeld

Übe dich im Lochgraben in unserem Modellboden! Lege Hand an die Erde an und fühle, wie dein Loch entsteht.

Dieser Workshop ist für alle jene, die aktiv an der Belochung unserer Stadt teilhaben wollen. Nebenan könnt ihr sogar an der Lochplanung teilhaben und mitbestimmen, wo in Stuttgart zuerst gegraben werden soll. Im Programm inbegriffen ist sachkundige Begleitung seitens einer versierten Lochologin.

Des weiteren kann man noch bei unserer Lochplanungsaktion teilnehmen, bei der eine große Luftansichtskarte von Stuttgart an der Wand hängt:
Hier entsteht ein Loch!

Das größte Loch der Welt – im Zentrum Europas. Nichts geringeres will die Initiative Loch 21 in Stuttgart verwirklichen. Alle Bürger der Stadt sind dazu aufgefordert, an dieser Aktion teilzunehmen. Packt eure Schaufeln aus und grabt mit! Bei Loch 21 wird Bürgerbeteiligung groß geschrieben. Doch wo fangen wir an? Engagiert euch und steckt eine Fahne in die Karte, und zeigt, wo zuerst gegraben werden soll. Schreibt uns dazu, wieso ihr denkt, dass dort ein Loch die Stadt verschönern würde!

Die Aktionen sind Arbeiten der Künstlergruppe Schattenwald.

https://www.facebook.com/event.php?eid=291309557567739
Freitag, 18. November · 16:00 - 19:00

Unser Pavillon, Mittlerer Schlossgarten, Stuttgart

Donnerstag, 17. November 2011

Busausfahrt gegen den Erdbahnhof

Bald ist es soweit: In Baden-Württemberg wird vom Volk über ein obskures Finanzierungsgesetz abgestimmt. Der Wahlzettel ist kompliziert und verwirrend, die Materie sowieso. Letztendlich hat man eine Wahl: Ja oder Nein. Ja heißt, man will das Milliardenprojekt Stuttgart 21 nicht haben, Nein bedeutet, dass man es haben will. Um Verwirrung vorzubeugen beschränkt sich der Wahlkampf auf eine klare Aussage, wo man das Kreuzchen hinmachen soll. Die Erdbahnhoffreunde klotzen mit Plakaten im ganzen Land, denn sie haben eins: Geld. Das haben die Gegner nicht, sind auf private Spenden und viiiiiiel Idealismus angewiesen. Darum will ich hier mal eine schöne Aktion erwähnen, die jene erreichen soll, die fern ab der Bahnhofsfrage leben, aber trotzdem gefragt sind. Hier der Aufruf:
Am 19.11. und 26.11.  fahren wir mit Bussen in ländliche Regionen, wo die Bahn nicht hinkommt.

In jedem grösseren Ort halten wir am Marktplatz, springen raus und verteilen ca. 15 Minuten Infomaterial. Dann heisst es “Alle Mensch an Bord”, und es geht weiter zur nächsten Station. Das Ganze geht ca. von 7:30 bis 15:00.

Wir hatten zunächst 2 Busse Reserviert – Nun, wegen grosser Nachfrage, stehen 3 Busse bereit. Natürlich fahren alle Busse in verschiedene Richtungen

Wenn Du an unserer Kaffeefahrt teilnehmen willst, kannst Du Dich noch per Email bei uns melden. Wir versprechen auch, weder Rheumadecken noch Tiefbahnhöfe zu verkaufen.

http://volksabstimmung-s21.org/cms/aktion/flashmob/

Dienstag, 8. November 2011

Grab mit!



Die Galerie lebt wieder! Erst vor kurzem habe ich Karin in unser Galeristen-Team mit aufgenommen, und schon machen wir unsere erste offizielle gemeinsame Ausstellung. Nun gut, ohne sie wäre die letzte Ausstellung nie zu Stande gekommen. Diesmal zeigen wir was in eigener Sache, denn es geht um mein Treiben im Widerstand gegen Stuttgart 21. Da ist natürlich das größte Thema die Initiative Loch 21, wozu es auch neue Sachen zu sehen gibt – und zum mitmachen! Ihr dürft euch – zumindest virtuell – bei der Verlochung unserer Stadt beteiligen. Es wird schöne Buttons geben und hoffentlich einen netten Abend mit viel Spaß. 

 

Ausstellung: Grab mit! Dora und der Widerstand. 

Vernissage: 

 

Montag, 14. November 2011
ab 19 Uhr
Unser Pavillon, Mittlerer Schlossgarten, Stuttgart



Montag, 7. November 2011

Schwer kommunizierbar

Ich les' grad in Spiegel und Stern, dass der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger schon lange wusste, das das Milliardenprojekt Stuttgart 21 noch mehr Milliarden kosten würde, die Zahlen aber zurück gehalten hätte. Landesbeamte hätten damals auf Basis von Bahnunterlagen Gesamtkosten von mindestens 4,9 Milliarden Euro kalkuliert, einen Endbetrag von bis zu 6,5 Milliarden Euro aber sogar für wahrscheinlicher gehalten, so der Spiegel. Auf Wunsch von Oettinger wurden die Kostenberechnungen abgebrochen, da die Zahlen „in der Öffentlichkeit schwer kommunizierbar“ sein.

Toller Trick, den merk ich mir! Wenn ich mal beim Lügen erwischt werde, behaupte ich einfach, die Wahrheit wäre halt schwer kommunizierbar gewesen. Beschimpft mich jemand als Lügenpack, echauffiere ich mich natürlich! Und wenn's dann um diese „Wahrheit“ geht, sag ich einfach: Scheiß der Hund drauf! Wir fragen jetzt einfach das Volk. Und wenn nicht mindestens ein paar Millionen sagen, dass ich lüge, dann erkläre ich die Lüge kurzerhand zur demokratisch legitimierten Wahrheit. Und wer sich dann noch beklagt wird in einen Container auf dem Wasen gesperrt.