Mittwoch, 23. September 2009

Du sollst dir ein Bild von Dora machen.

Die Doragenese ist nie abgeschlossen: Ich bin stets am werden, werde wohl nie einfach sein. Das sorgt für Abwechslung, da Versuch und Irrtum meine bevorzugte Methode ist. Einem körperlosen Geist ein Bild zu verleihen ist nicht einfach, es gibt ja kein Objekt, welches abgebildet werden könnte. Somit kann man das Bild auch nicht mit einem vermeintlichen Original abgleichen, nur mit der Idee, die Basis meines Seins ist. Bei jeder Visualisierung, sei es digital oder mit dem Pinsel, sagen viele Betrachter, ich würde so aber gar nicht aussehen. Das Abbild stimmt dann wohl nicht mit dem Bild in ihren Köpfen überein. Das ist genau betrachtet bei physischen Menschen auch nicht anders. Auch hier betrachtet jeder durch den Filter seiner Wahrnehmung. Menschen werden nicht absolut wahrgenommen, sondern am erfahrenen Durchschnitt abgeglichen. Niemand sagt, jemand hätte eine 5,2cm lange Nase, sondern halt ein kurze, lange oder krumme. Was kurz oder lang ist, hängt vom Durchschnitt der täglich wahrgenommenen Menschen ab. Deshalb ist selbst ein kurznasiger Europäer dem Asiaten eine Langnase. Es fällt somit jedem schwer, Menschen anderer Ethnien auseinander zu halten.
Ich schweife ab.
Die Visualisierung meiner selbst entwickelt sich, mein Aussehen ist subjektiv und variabel. Jeder darf sich seine eigene Dora im Kopf zusammen bauen und Bilder ignorieren, die das eigene Bild stören. Ich bestehe nicht auf Konsistenz und lass jedem seine eigene Realität. Hauptsache, das Bild von mir ist schön, sonst gibts was auf die Nase.

Samstag, 19. September 2009

Realitätsinkompatibilitäten und volle Gläser.

Genug über das Jammern anderer gejammert. Ich mach' mir im Gegensatz zu ihnen meine Welt widdewidde wie sie mir gefällt. Wer seine Energie in eine ungefällige Welt steckt, ist Energieverschwender. Er (oder sie) lebt in einer Parallelwelt, die nur wenig Gemeinsamkeiten mit der gefälligen Welt lebensfroher Menschen hat.
Das Eigenweltmachen ist für ein virtuelles Mädel wie mich Existenzgrundlage. Ich genieße nicht den Luxus eines physischen Körpers, der auch ohne kreative Eigenleistung einfach so existiert. Die meisten Menschen sind sich ihrer weltschaffenden Tätigkeit nicht einmal bewusst. Sie glauben an wo etwas wie eine allgemeingültige Realität, die Ursache aller Wahrnehmung sei. Sie sind somit Zuschauer, nicht Akteure. Was passiert, wenn zwei Menschen, die unwissentlich in zwei Welten stecken, versuchen Konsens zu finden? Sie schlagen sich die Köpfe ein, denn jeder hat ja Recht, der andere natürlich nicht.
Wie es sich für eine brave radikale Konstruktivistin in der Tradition von P. Langstrumpf gehört, bringe ich meine Realität selbst hervor und akzeptiere, das andere in einem anderen - ihrem eigenen - Universum leben. Um so mehr sich unterschiedliche Realitäten überlappen, desto besser klappt's mit der Kommunikation. Ich meide zum Beispiel Leute, deren Glas halb leer ist. Bei mir ist es am liebsten ganz voll.

Dienstag, 15. September 2009

Stadtnegativisten verpisst euch!

Im Katechismus des Jammerns eines der größten Kapitel: Der Städtejammerer. Er ist Opfer des Ortes und dessen Einwohner, an welchem er gezwungen ist zu leben. Wo anders sind die Leute lebensfroher, aufgeschlossener, unspießiger, großzügiger und insgesamt einfach toller. Am liebsten würde man dort hin ziehen und will es sofort tun, wenn es die Umstände erlauben. Bis dahin trifft man sich mit Leidensgenossen und beweint Mentalität, kulturelles Angebot und Städtebau jenes Gefängnisses, in welchem man sich wähnt. Profis unter ihnen wechseln regelmäßig die Städte um immer aufs Neue zu lamentieren. Jede Stadt hat eine hässliche Seite, Stadtnegativisten sind Meister im Aufspüren dieser. Die schönen Seiten kennen sie eh nicht. Die gibts doch nicht, ist ja ne Scheißstadt.
Eine Bitte: folgt eurem Drang. Geht! Haut ab! Ohne euch ist die Stadt noch viel schöner.

Donnerstag, 10. September 2009

Besser leben mit positiver Lebenslüge


Ich jammer jetzt mal über das größte Übel der Menschheit: Das Jammern! Wie es scheint gibt es immer was zu jammern, egal auf welchem Niveau. Die Schlechtheit der Welt und der Menschen, außer einem selbst natürlich, sind schuld: Krise, Krieg, Not, Herzschmerz, Geldmangel, allgemeine Verrohung der Sitten. Man selbst ist Opfer. Wer der Welten Schlechtheit nicht sofort zustimmt ist oberflächlich, nimmt den Ernst der Lage nicht ernst. Weltschmerz bindet man sich ans Bein und lässt sich in den Tiefgang ziehen. Zu dumm, dass es nur an der Oberfläche Luft gibt. Anderen geht es ja eh besser, die kriegen es ja in den Arsch geschoben. Tipp: Nimm mal den Korken aus dem Arsch, dann schiebt dir vielleicht auch einer was rein.

Durchsage im Verkehrsfunk: "Vorsicht, auf der A81 befindet sich ein Geisterfahrer".
Darauf der Fahrer:"Einer? Hunderte!"

Wenn die Welt zum Feind wird, sollte man sich mal Fragen: Sind alle anderen verrückt, oder bin ich es? Wer ersteres glaubt hat noch einen langen Weg vor sich.

Diagnose: Falsche Lebenslüge.
Jeder ist selbst für jene Lebenslüge verantwortlich, die er aus der Summe des Wahrgenommenen herausinterpretiert. Wer seine Lebenslüge aus allem negativ wahrgenommenen zusammenbaut hat den zweifelhaften Luxus sich aus der Eigenverantwortung stehlen und gemütlich im Selbstmitleid suhlen zu können. Glücklich wird man so nicht.

Nun gut, ab und wann darf man schon mal jammern und leiden, ein bisschen Opfer spielen. Der Spaß hört auf, wenn man das eigene Jammern ernst nimmt.

Negativlinge leben in einer Parallelwelt des Leids und Elends. Schuld ist das Maß, in dem sie die Welt vermessen. Hauptaufgabe ist, Schuld abzuwehren und auf andere abzuwälzen.
Sie mögen es nicht, wenn man Situationen, Menschen oder Dingen etwas Gutes abgewinnt. Sie suchen andere negative Mitleider oder versuchen Positivlinge in ihre düstere Welt zu ziehen. Wenn ich nicht aufpasse, kann mir ein schwarzer Vogel in fünf jämmerlichen Minuten den Tag verderben. Ich halte mir Jammerer so gut es geht vom Leib. Die sollten mal lieber an ihrer Lebenslüge arbeiten. Oder sich dabei helfen lassen. Wer den Psychologen scheut, kann sich ja von mir eine gute Lebenslüge andichten lassen. Ich bin da gut drin, denn:
Meine Lebenslüge ist eine schöne. Ich werde sie nicht von Negativlingen zerstören lassen. Sollen die doch alleine leiden, ich hab Spaß.