Freitag, 30. November 2007

Mein neuer Lieblingsfilm


Nach dem ich diesen Film in einem Hinterhofkino in Tokyo gesehen habe, habe ich beschlossen, das selbe auszuprobieren. Ich gehe morgen zum Fischmarkt.
Übrigens: Ich bin mir nicht sicher, ob Dora ein guter Katzenname ist. Heike ist gut, oder Irene. Aber Dora? Ich würde mir doof vorkommen, wenn ich meine Katze Dora nennen würde.

Donnerstag, 29. November 2007

Geistesgesund durch temporären Analphabetismus

Ein Blick in meine Einkaufstüten zeigte: Das gefährliche Loch in meinem Koffer schien sich langsam zu füllen, den vielen Einkaufsläden sei Dank. Und wenn ich zuviel gekauft hab, brauch ich wohl eine neue Tasche. Oder ich steck's bei meinem lieben Mitreisenden in den Koffer. Der nimmt sowieso nur wieder Blödsinn mit.

Blödsinn gibts hier an allen Ecken, leuchtend bunt und wunderschön. Wahrscheinlich wär er nur halb so schön, wenn man die Schrift entziffern könnte. So fühle ich mich wohl in meiner Rolle als Analphabetin, an der die zugekokster Werberhirne entsprungenen Texte schadlos vorbeigleiten. Man sollte sich temporär dealphabetisieren können, dann wäre die Welt durchaus angenehmer.
Japaner, und es gibt verdammt viele davon, werden nicht durch die Gnade der Ignoranz geschützt und bekommen jene verkaufsfördernde Verbraucherinformationen mit großen Löffeln in die Misosuppe geschüttet. Trotzdem sind sie fidel und freundlich. Die Freude über das bunte Neonlicht sticht seinen verblödeten Inhalt, das Medium ist hier offensichtlich die Botschaft - und die leuchtet farbenfroh.
Der Freude trotz totaler Werbebedröhnung muss eine langjährig erlernte Technik zu Grunde liegen, die ihre Wurzeln im 3. Jahrhundert vor Christus hat und seither von asketischen, ganzkörperepilierten Mönchen weitergereicht wird. Ich habe beschlossen, ein Kloster aufzusuchen, um mich dieser Fähigkeit zu bemächtigen. Wenn es mir gelingt, sollte ich in der Lage sein einen Mediamarkt zu durchqueren ohne dabei bekloppt zu werden.

Mittwoch, 28. November 2007

Füllstoff für den Koffer

Irgendwie hatte ich zu wenig Hosen im Koffer. Es fehlt eigentlich immer genau das, was ich gerade brauche. Das ist eine Regel, die in diesem Fall nicht durch eine Ausnahme bestätigt wurde, da ich ausgerechnet keine helle Hose hatte, die mit dem dunkelgrünem Oberteil harmonierte. Solche Probleme löst man am besten mit Geld, in so fern man welches hat. Ausreichend Yen-Scheine hatte ein Blick in die Börse zum Vorschein gebracht. Da ich ohne Schuhe sehr knapp unter 1.70m groß bin, machte ich mir keine Sorgen, dass die auf japanische Verhältnisse geschnittenen Hosen nicht passen könnten. Nun gut, Japanerinnen scheinen um die Hüfte extrem schmal zu sein, was man dem lokalen Schnitt durchaus angemerkt hatte. Ich hatte sowieso viel mehr Lust auf einen neuen Rock, da kommen die Stiefel, die ich mit noch kaufen sollte, besser zur Geltung. Ich habe mich mal umgeschaut, wie die Einheimischen sich so kleiden.

Gerne bedecken sie ihr Knie, jedoch eher von unten als von oben. Die Schulmädchenuniform mit Faltenrock und Strümpfen hat mir besonder gut gefallen. Noch war Geld im Beutel, und wenn das ausgehen sollte, dann würde ich einfach meine getragenen Unterhösschen verkaufen. Dachte ich mir jedenfalls. Egal. Darüber wollte ich mir später Gedanken machen, erst musste Füllstoff für den Koffer angeschafft werden.

Sonntag, 18. November 2007

Hard-boiled Münzwaschomat und das Ende meiner Hose

Hach, wie doof: Das dem Essen beigelegte Sojasoßenplastikaufreisundwegwerffläschchen hatte sich zuerst meinem Versuch, mittels Beißwerkzeug an den Inhalt zu kommen, wehement widersetzt, doch dann kurzerhand umdisponiert und sich über meiner leider nicht sojasoßenfarbenen Hose entlehrt. Gute Gelegenheit, lokale Waschbräuche zu erkunden.

Und siehe da: der Münzwaschsalon ist auch in Japan heimisch! Ich kann keinem Münzwaschomat widerstehen, die tollsten Bekanntschaften und Entdeckungen habe ich dort schon gemacht. Den Mann fürs Leben war zwar nicht dabei, aber der Einblick in das Leben jener, denen keine eigene Waschmaschine zur Verfügung steht, hat mich stets fasziniert. Zugegeben: ich bin leicht zu faszinieren, aber auch wieder schnell entfasziniert. Grundsätzlich unterscheide ich zwischen jenen, die aus blanker Not weder Platz noch Geld für eine eigene Maschine haben und jenen, die sich nicht durch eine Waschmaschine binden lassen wollen, folglich dem Waschnomadentum frönen. Der moderne urbane Waschnomade, ein Trend den die Weißwarenindustrie bislang verschlafen hat. Ich werde sie jedenfalls nicht wecken. Vom Anblick der rotierenden Hose kurzfristig hypnotisiert verlier ich mich gerne in derart Gedanken, insbesondere wenn Münzwaschomaten wie dieser schlecht besucht sind. Am Ende meines Gedankenganges, der sich als Sackgasse erwies, drohte Langeweile wie ein ausgehungertes Raubtier. Also: erst mal Gebiet erkunden.
Eine hinten links jenseits des Geldwechslomat leicht verdeckte Tür war nur angelehnt. Meine Neugierde wurde geweckt. Wenn die mal wach ist, bedarf es elefantenportionene Beruhigungsmittel, um sie wieder in den Schlaf zu wiegen. Die hätte es im Automaten vor der Tür gegeben, aber ich hatte mein ganzes Kleingeld schon in den Waschomat geschmissen, in welchem meine befleckte Hose gerade eine nette Runde drehte.

Hinter der Tür befand sich ein düsterer Gang, ein sonderbares Brummen drang aus den Gullideckeln, es roch nach einer Mischung aus Wunderbaum und Fritörin, war aber sehr sauber, wie eigentlich alles hier. Mein Lieblingsautor, der japanische Herr Murakami, hat in seinen Büchern so alles mögliche über das Treiben unterhalb Tokios geschrieben. Da ich seinen Geschichten glauben schenke, warf ein nicht mehr ganz so leichtes Gefühl der Mulmigkeit seinen Schatten auf das lodernde Feuer meiner Neugier. Ohne Erfolg, denn Schatten haben gegen Feuer nur geringe Chancen.
Ich musste mir eingestehen, dass ich mich im Labyrinth der Gänge ein kleines bisschen verlaufen hatte. Eine einsame Nichtplastikpalme neben einem üppig gefüllten Aschenbecher zeugte von menschlicher Belebtheit, leise drang Jazzmusik in mein Ohr. Ich folgte ihr und entdeckte eine weitere angelehnte Tür, durch deren Spalt die Musik wohl ihren Weg zu mir bahnte.
Jenseits der Tür war eine Treppe, deren Ende dank Dunkelheit nicht auszumachen war. Vom Forscherdrang getrieben erklomm ich unzählige Stufen und gelangte schlussendlich in einen unübersichtlichen, niedrigen Raum.

Wirres Geflecht durchzog das Zimmer, als ob eine überdimensionale Spinne neugierige Mädchen darin einfangen wolle. Doch mit dorischen Reflexen konnte ich der Gefahr entrinnen und schlängelte mich durch den katakombösen Raum zur Quelle der Musik - Jazzmusik mit wilden Rhythmen und einem Saxofonisten, der versuchte, jenseits der Grenze zum Lärm Musik zu finden. Ob er an diesem Abend noch erfolgreich sein würde, war mir nicht klar, doch genoss ich seine Suche.

Durch einen weiteren Gang gelang ich schließlich in einen fensterlosen Raum, der eng anliegend um einen Koch und seine Küche geschneidert wurde. Ich entledigte mich meiner Stiefel, wie es in guten japanischen Etablissements üblich ist. Fünf Zentimeter kleiner schien die Decke schon etwas ferner, der Raum gewann an Größe. Es roch nach Misosuppe, die der freundliche Herr mir auch gleich in einer Schale reichte. Dazu gab es erbsenartige Schoten, deren Inhalt leicht salzig schmeckte.
Auch Japaner zeigen stolz ihre Sammlung an Alkoholika, hier waren die Wände gesäumt mit Sakeflaschen. Das macht es mir immer einfach, trotz mangelnder Sprachkenntis durch Gestik meinem Begehr Ausdruck zu verleihen.
Warmer Sake lief mir wie Öl den Hals hinunter und wärmte Leib und Seele. Ob ich jemals wieder zurück zu meiner Hose finden würde? Diesen Gedanken blendete ich vorerst aus. Dafür war später Zeit.

Freitag, 9. November 2007

Mittwochs gibt's Unverständliches 30% billiger.


www.dora.jp ist eine schöne Adresse, vor allen Dingen, wenn man sie auf eine Wand gedruckt entdeckt. Noch schöner wird sie, wenn sie von Weinkorken umgeben ist, die den Zweck des Ortes andeuten: Alkoholkonsum. Für Damen wie mich gibt's Mittwochs 30% Prozent Nachlass - hoffentlich auf den Preis, nicht den Alkoholgehalt.


In Unkenntnis der lustigen Buchstaben, die sich der Japaner zur Verwirrung junger Damen aus dem Westen wie mich ausgedacht hat, ließ ich mich überraschen, was da ein feinen Räudigkeiten in Gläsern gereicht wurde.

Gut, dass Martin nicht mehr fotografiert hat, wie der Abend dort unten geendet hat. Ohggottogottogottogott. Gottogottogott.

Japanreise dank Gezeter und Gequengel.


Eine Dora muss reisen, damit sie nicht total unausstehlich ist und den Rest der Welt in Grund und Boden quengelt.
Das ist Martin, meinem Mitbewohner (fauler Hund auf dem Bild), nicht entgangen. Da ich laut genug gejammert und gezetert habe (eine Sache, in der ich sozusagen die persönliche Weltmeisterschaft gewonnen habe) sind wir zusammen nach Tokyo - Heimat der leider noch nicht legendären Dora Dining Bar - geflogen.