Freitag, 19. April 2013

Pixel machen auch nicht satt

Frau Asemwald kocht

Eigentlich versetzt mich das Darbieten von frisch Gekochtem in Blogs und auf Pinwänden in Furcht und Schrecken. Knurrenden Magens schieb ich die Maus über den Bildschirm, der nichts besseres zu tun hat, als einem mittels visuellem Reiz die Speichel- und Magensaftproduktion in die Höhe zu treiben. Unzählige Megakalorien werden ins Netz gepumpt und treten den Katzenbildern in Konkurrenz. Das Schlimme daran: Pixel machen  nicht satt, nur der Gang in Küche oder Gastronomie hilft. Mal schauen, wann Foodblogs als signifikanter Faktor für Adipositas erkannt werden und nur noch mit Warnhinweisen veröffentlich werden dürfen. Ich bin froh, als Virtuelle den Folgen diesen fleischlichen Lasters nicht ausgesetzt zu sein.

Was treibt Leute - mich inklusive - dazu, den Blick in Topf und Teller der breiten Öffentlichkeit zu gewähren? Ist es die Zurschaustellung klassisch hauswirtschaftlicher Fertigkeit? Oder möchte man das Lebensgefühl der Bonvivants verbreiten und auf den eigenen ausgefeilten Geschmacksinn  aufmerksam machen? Schon eher. Nur wenige trauen sich ihr Toast Hawaii oder ähnlich Profanes zu publizieren. Es muss diffizil in der Zubereitung sein, ein halbes Küchenschnickschnack-Geschäft an Gerätschaften, die man regelmäßig von befreundeten Bonvivants zum Geburtstag beschert bekommt, müssen ihre Daseinsberechtigung erhalten. Man ist, was man isst. Und wer möchte schon das Image einer Currywurst verbreiten?

PS: Ich trage Teilschuld an der Foodifizierung des Netzes: Auch ich bin Miturheberin eines Kochblogs, bei dem derzeit jedoch der Ofen aus ist.

PPS: Cat content und Foodblogging könnte man auch kombinieren, würde aber für Empörung sorgen.

Mittwoch, 10. April 2013

Kunst, Kitsch und Dora.

Dora von MarianneManchmal stolpere ich beim Katzenbildsammeln auch über was Tolles. Wie zum Beispiel heute: Marianne hat mich mal wieder gezeichnet. Mit Katze und Fernsehturm. Das gibt meiner Laune 5 Gefällt-mirs. Es ist ja auch langweilig, immer nur vom selben gezeichnet zu werden, ich freue mich über jede neue Perspektive auf das dorische Wesen.

Ich ruf mal ganz dreist auf: Zeichnet mich! Als Virtuelle bin ich ja auf solch bildgebende Maßnahmen angewiesen.

Übrigens: Marianne zeichnet nicht nur, sie bloggt auch: http://www.kokelores.blogspot.de/

https://www.facebook.com/MarianneKreichgauerKokelores

Kokelores – Kunst, Kitsch und Katzen ist der Titel ihres Blogs, der noch verkatzter daherkommt als meiner. Und das will was heißen. Sie darf auch in der Wohnung zweier lebender Exemplare wohnen und hat die Ehre, ihnen die Dosen zu öffnen.

Hier hab ich schon mal was über Marianne geschrieben:
http://asemwald.wordpress.com/2011/04/21/rendevouz-mit-dem-wasserwerfer/

PS: Gibts heut mal keins.

Dienstag, 9. April 2013

Gepflegte Winterdepression im Spätwinterwald

fototapete

Es wird wärmer. Zwischen Regenwolken kann man schon manchmal die Sonne erkennen. Bald werden quitschbunte Blüten das ruhige graubraun der Natur durchbrechen. Wenn das so weiter geht ist es im Mai wohl rum mit dem Winter – und der gepflegten Winterdepression. Um die lästigen Frühlingsgefühle vor der Tür zu halten, habe ich jetzt was Neues ausgeheckt: Die Spätwinterwaldfototapete. Garantiert ohne lebensbejahendes Grün, keine Schatten, die Sonnenschein suggerieren könnten und eine Menge totes Laub. Einfach an die Wand kleistern und in die nasskalte Stimmung eintauchen. So übersteht man die drei Monate des Sommerlochs bis zum nächsten Herbst, ohne das Haus verlassen zu müssen.

Bei Interesse an dieser beklemmenden Tapete bitte bei mir melden, ich werde auch noch andere Motive entwickeln.

PS: Auf die Idee mit der Fototapete hat mich Polizeireporterin der Stuttgarter Zeitung Christine gebracht, die sich berufsbedingt mit den Übeln dieser Welt auskennt, aber auf keinen Fall zu diesen gezählt werden darf.

Montag, 8. April 2013

Für unsere Bosheit an die Pinwand genagelt

tardar-christDas Katzenbildverbreitungsnetzwerk Internet hat eine Königin: Tardar Sauce, besser bekannt als Grumpy Cat. Die zwergwüchsige Vierkurzbeinerin ist die Meisterin des grimmigen Dreinblickens, was ihre Fotos als perfekte Zutat für Bildchen mit dummen Sprüchen (sogenannte Meme) macht, die die Pinwände von Facebook und anderen Katzenverbreitungsplattformen wie Tumblr verstopfen. Grundthema der Grumpy-Cat-Meme sind schlechte Laune, Misanthropie, Hass auf die Welt, Tod und Teufel. Kurzum: Tardar steht sinnbildlich für alles Schlechte dieser Welt. Das arme Vieh wird an die Pinwand genagelt, um all die Boshaftigkeit der Menschheit auf sich zu nehmen. So was ähnliches ist schon mal mit unseren Sünden passiert ...

Grumpy Cat Meme selbst erstellen: http://www.quickmeme.com/Grumpy-Cat/

Klugschiss-PS: 

Meme wurden 1976 von Atheisten-Papst Richard Dawkins in seinem Buch „Das egoistische Gen“ beschrieben und als solche benannt (Wer Fegefeuer und Hölle nicht scheut, dem sei die Lektüre sehr empfohlen!). Im letzten Kapitel überträgt Dawkins seine zuvor aufgestellten Thesen auf Gedanken und Ideen, die ebenso einem evolutionärem Prozess unterlägen wie Gene, in dem er die drei Zutaten dieses Prozesses auf Kommunikation überträgt: Replikation, Mutation, Selektion. Gedanken werden beim Verbreiten repliziert, durch Übertragungsfehler mutieren sie, wie man vom Stille Post spielen her kennt und werden dann selektiert, in dem nur das weiter gegeben wird, was interessant oder lustig genug ist. Ein gutes Beispiel ist die Verbreitung von Witzen und Gerüchten.

Mit diesem Modell kann man die Entstehung von Kultur grob erklären, und wer darüber mehr wissen will, sollte Susan Blackmores Buch „Die Macht der Meme“ lesen, das eine ganz gute Einführung in die Theorie gibt.

Das Internet mit seiner dezentralen Netzstruktur ist ein idealer Nährboden für Meme. Internet-Phänomene wie Katzen- und Witzbilder, die sich viral, also sehr schnell und weit verbreiten und in unzähligen Varianten modifiziert werden, bezeichnet man auch als Meme. Das Grumpy-Cat-Mem ist ein derzeit sehr erfolgreiches Exemplar.

Literatur: 

Richard Dawkins: Meme, die neuen Replikatoren. In: Das egoistische Gen. (Original: The Selfish Gene. Oxford University Press, 1976). Jubiläumsausgabe 2007, S. 316–334. ISBN 3-499-19609-3.

Susan BlackmoreDie Macht der Meme. Heidelberg, Berlin: Spektrum Akademischer Verlag, 2000, ISBN 3-8274-1601-9.

Vortrag von Susan Blackmore über Meme:
http://www.ted.com/talks/susan_blackmore_on_memes_and_temes.html

Kurze Zusammenfassung: http://www.bertramkoehler.de/memetik.htm

Hier ein paar dorische Klugschisse dieses Blogs, die sich mit Memen beschäftigen und tief ins Reich des Hanebüchenen führen:

http://asemwald.wordpress.com/2008/06/10/dorische-lebensformen-im-el-dorado-der-immateriellen-realitat/

http://asemwald.wordpress.com/2008/09/10/reise-in-die-welt-des-ungesunden-menschenverstandes/

Meme, die grad rumgehen: http://knowyourmeme.com/

offizielle Grumpy Cat Seite:
http://www.grumpycats.com/

auf Facebook:
https://www.facebook.com/TheOfficialGrumpyCat

Freitag, 5. April 2013

Tardar Sauce wird heute ein Jahr alt.