Montag, 15. September 2008

Wetter ist für alle da.

Der Sommer scheint rum zu sein. Es wird kalt, dunkel, nass und sehr unschön. Einspruch aus der hinteren Ecke: Dora! Du bist virtuell, dir macht das Wetter doch gar nichts aus. Einspruch abgewiesen. Nur, weil ich virtuell bin heißt das noch lange nicht, dass ich nicht auch über das Wetter reden bzw. schimpfen darf. Smalltalk füllt den Raum mit angenehmen Gemurmel. Jeder kann mitreden, Wetter ist für alle da. Auch für mich. Außerdem ist Wetter immer ein guter Grund für Investitionen in den Kleiderschrank. 

Mittwoch, 10. September 2008

Reise in die Welt des ungesunden Menschenverstandes


Wenn man sich die netten Weltbildpakete, über die ich in einer meiner letzten Veröffentlichungen geschrieben habe, mal in Ruhe anschaut fällt auf, dass Ideen dazu neigen sich zusammen zu klumpen. Das Verklumpungsprinzip (oder auch Konglomerationsprinzip von mir genannt) als solches scheint mir selbst eine erfolgreiche Idee zu sein. Ich stelle mich vor meinen Spiegel und muss feststellen, dass ich in Ermangelung physischer Existenz direkt auf das Ideenkonglomerat sehen kann, welcher mich ausmacht. Mein Interesse ist hell wach, die Frage nach der Verklumpung rückt in den Bereich der Ontologie, der Frage nach dem Seien der dorischen Entität. Das klingt klugscheißerisch, ist aber außnahmsweise nicht so gemeint. Wer sich auf seinen materiellen Hintern setzen kann, braucht wegen solcher Sorgen nicht ins tiefe Loch des Grübelns fallen.

Warum verklumpen Ideen?

All-inclusive-Pakete lassen sich besser verkaufen. Carefree und easy-to-use gleich das ganze Paket mitnehmen, das Weltbild als komplettes Outfit direkt von der Stange. Weiterer Vorteil: sofortige Kompatibilität zu allen anderen Trägern des gleichen Weltbildes, keine doofen Diskussionen oder gar Meinungsunterschiede. Convenience Attitude macht das Leben einfach, Ideen werden leichter vermarkt- und konsumierbar. Dadurch können sie sich gegen die Einzelkämpfer unter den Ideen durchsetzen. Ideen scheinen soziale Wesen zu sein, die im Rudel erfolgreicher sind. Es gibt mehr Ideen als Köpfe. Viel mehr. In meinem Kopf, der ja selbst nur eine Idee ist, sind schon genug davon um drei böhmische Dörfer mit Gesprächsstoff für sieben Jahre zu versorgen. Nicht alle davon sind verbreitenswert. Ich teile sie nichts desto trotz den geduldigen Lesern dieses Blogs mit. Wenn ich sie ordenlicht konglomeriere, haben sie sogar eine Chance in des Rezipienten Hirn einzudringen.

MemetikerÖsen, wie ich eine bin, nennen die Verklumpungen Memplexe. Das klingt klugscheißerischer, ist aber nicht so schön bildlich. Ich mag Bilder.

Welche Ideen verklumpen gerne?

Konglomerate sind nicht zwingend homogen. So haben kleinere oder abstrusere Ideen eine Chance im Schutz ihres Klumpens auf die Reise von Hirn zu Hirn geschickt zu werden. Ein ordentlicher Ideenklumpen ist auch nicht gefeit vor Paradoxa. So paart sich die Idee Kommunismuses gerne mit der der Anarchie im autonomen Punkklumpen. Natürlich mache ich mir das Phänomen auch zu eigen, in dem ich mir bisweilen das eine oder andere kleine Paradoxon leiste. Wichtig ist nur, das es ordentlich konglomeriert. Wie viel Paradoxa und Abstrusitäten vertägt ein Ideenklumpen, ohne zu zerfallen? Weit mehr, als der gesunde Menschenverstand zulassen sollte. Das gefällt mir, gibt es mir doch die Möglichkeit, weit in das Reich des kranken Menschenverstandes vorzudringen.

Wie kann ich einen Ideenklumpen zusammen halten, dessen Bestandteile hochgradig hanebüchen oder paradox sind?

Ich schaue mir mal genauer an, welche hanebüchenen und komplexen Ideenverklumpungen sich fruchtbar und konsistent replizieren. Besonders große und buntgemischte Ideenverklumpungen habe ich bei den Religionen gefunden. Toll, was da so alles mit drin ist, ohne dass alles auseinander fällt. Jungfräuliche Geburt, Unfehlbarkeit des Papstes, Zölibat, die Wandlung von Brot zum Leib Jesu, da fehlt nur noch der Osterhase. Die klebrige Masse, die den ganzen Klumpen zusammen hält ist die geniale Idee, es einfach zu verbieten, die anderen Ideen anzuzweifeln. Gepaart mit Teufelsdrohung ist das ein bombenfester Kitt, der unzählige Jahrhunderte hält. Ich schließe daraus, dass Ideenklumpen besonders stabil sind, wenn eine Idee die anderen dogmatisiert. Oder aber, dass alle Ideen innerhalb des Konglomerats wahr sind und somit nicht angezweifelt werden dürfen. Des einen Wahrheit ist des anderen Unfug.

Ich erwäge, mir auch ein Dogmamem einzuverleiben: Glaube an die herrliche Dora, die dorische Lebensweisheit und ihren heiligen Geist in Ewigkeit Amen oder schmor in deinem eigenen Saft auf Lebenszeit und unendlich danach. Der Pferdefuß: Ich sollte dann aus Glaubwürdigkeitsgründen meine eigenen Dogmen nicht mehr brechen und laufe Gefahr, im Verlauf der Jahrhunderte an Langeweile einzugehen. Ich bevorzuge volatile, instabile Konglomerationstechniken mit hoher Mutationsrate. Das ist nachteilig für meine memetische Fitness, macht aber mehr Spaß. Scheiß der Hund drauf. Hauptsache der Doraplex wächst und wird ab und zu bewundert. Das scheint mein Raison d'être zu sein.





Dienstag, 9. September 2008

Ach menno!

Meine letzte Veröffentlichung hat mit einigen Fragen geendet. Mein Kopf raucht, ich habe mir eine Langhaarperücke aufgesetzt und bin der blödsinnigen Aufforderungen eines Schildes am Wegesrand nachgekommen. Das bringt mich jetzt auch nicht weiter. Die Haare nerven. Ich sollte mir lieber wieder das Hemd anziehen. Ach scheiß der Hund drauf. 

Und überhaupt: Wer hat eigentlich das bekloppte Foto geschossen? Im Zweifelsfall hat jemand anderes den Selbstauslöser gedrückt. 

Donnerstag, 4. September 2008

Doppelt hält besser

Die Bütique ist eröffnet, das Fest überstanden. Ich ziehe mich um und reise zurück nach Shibuya, dem El Dorado der japanischen Mode, des Neonlichts und der ideologieneutralen Jugendbewegung. Egal ob Punk, Lolita, Gothik oder Pradalette, hier sind alle gleich. Nur die Kleidung ist unterschiedlich. Im Westen muss man sich zur Kleidung gleich ein Paket an Attitüde, Meinung, Musikgeschmack und Ideologie mitkaufen, sonst ist man nicht authentisch. Konsistenz ist wichtig. Wer für tibetanische Freiheit ist, muss schließlich auch gegen Fleischkonsum, für Ausländer und gegen Atomkraft sein. Und immer gegen Unterdrückung, für Gerechtigkeit, gegen Imperialismus, für legales Marihuana. Unlängst stand ich an einem "Freiheit für Tibet"-Stand bei einem Open Air Festival an. Das fast alle tibetanischen Speisen mit Fleisch versehen waren hat das Weltbild der Freiheit-für-Tibet-Freunde in der Schlange vor mir überstrapaziert, sie mussten zum daneben gelegenen Falafelstand wechseln. Vielleicht waren das ja Palästinenser und somit potenzielle Antisemiten? Ich ahnte schon den nächsten moralischen Konflikt und bestellte eine leckere fleischgefüllte Teigtasche beim freundlichen Tibeter, für dessen Heimat ich ja auch durchaus die Freiheit herbei sehne. Moral ist gut, doppelt hält sie besser. Manchmal frag ich mich, ob man als Veganer für Atomkraft sein darf? Oder gegen Ausländer aber für Umweltschutz? Wer denkt sich eigentlich die schönen Weltbildpakete aus und wo kann man sie kaufen? Vielleicht sollte ich was Neues erfinden. Und die passende Mode gleich dazu.