Donnerstag, 13. September 2012

Dora diskutiert über Deutschland



Deutschland macht mal wieder was. Heute: es diskutiert. So steht's auf jeden Fall in jenem Blatt, dass sich gerne als Volkes Stimme geriert. Es gibt bestimmt den einen oder anderen, der sich für verkaufsfördernde Skandälchen Randprominenter auf dem absteigenden Ast zum Dschungelcamp interessiert, aber darauf hin gleich ganz Deutschland in einen Topf zu werfen ist verwegen. Ich sitze ja trotz meiner Iddorischen Staatsbürgerschaft selbst mit drin, auch wenn ich nicht an der Suche nach dem Superstar beteiligt bin. Nur weil die Demokratie die Mehrheit legitimiert, die Minderheit zu tyrannisieren, gibt das den Medien kein Recht, Kraft ihrer Verbreitung sich als Vox Populi aufzuspielen. Letztendlich redet „Deutschland“ über das, was ihm die Medien zum Fraß vorwirft. Und sei es schnöde Werbung für ein Buch. Titelte die Bild „Deutschland diskutiert über Gurkensalat“ in ausreichender Penetranz, würde sich diese Prophezeiung garantiert auch selbst erfüllen. Ehrlich – jedoch glanzloser – wäre der Titel: „Bild bewirbt Bettinas Buch“

So sehr es mich ekelt, mit Bild-geprägten Realitäten konfrontiert zu werden, ziehe ich meinen Hut vor der Chuzpe, sich die Nachrichten selbst zu schaffen, über die man dann berichtet. Ich würde mir diese perfide Technik ja gerne zu eigen machen, habe aber wohl nicht die kritische Masse an Rezipienten. Wahrscheinlich ist es mein purer Neid auf deren mediale Macht, die mich auf den ausgetretenen Pfad des kulturpessimistischen Bild-Bashings gelockt haben. Aber manchmal juckt's mich halt in den Fingern.

Schön fände ich es übriges, wenn eine Medienmacht wie Bild ihre Tricks für relevantere Themen als dem Verkauf eines Buches einsetzen würden, denn wer Medienmacht hat, trägt auch Medienverantwortung.

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